Geld ist Vertrauenssache: Wie können neue Tauschmittel den Zusammenhalt, Netzwerke und nachhaltige Entwicklung fördern? Gelebte Utopie mit der neuen Klimaschutzwährung – dem Klimabonus Lüneburg

Ende August beherbergt die Leuphana Universität Lüneburg die Utopie-Konferenz. Maja Göpel und Jagoda Marinić laden ein, gemeinsam zu lernen, zu gestalten und über die Bedeutung von Vertrauen in unserer Gesellschaft zu sinnieren.

In der Langen Nacht der Utopien am 30. August wird ein innovatives Klimaschutzprojekt vorgestellt, das in Lüneburg bereits funktioniert: Der Klimabonus. Denn die Lange Nacht 2024 interessiert sich passend zum Thema der Utopie Konferenz für die Frage, wo die Praxis des Vertrauens bereits heute wächst und eine Version der Zukunft erfindet.

In einem moderierten, interaktiven Talk von 45 Minuten wollen wir gemeinsam herausfinden, inwieweit Währungen als Instrumente für Vertrauen eingesetzt werden und wie sie Gemeinschaften stärken können. Können ergänzende Währungen bessere Möglichkeiten bieten z.B. für den Klimaschutz und alternative Wirtschaftsweisen, die den Menschen in der Region dienen? Inwieweit gewinnen wir durch den Klimabonus Mitbestimmung darüber, wofür finanzielle Mittel eingesetzt werden?

Seid dabei und lasst euch von visionären Ideen und praktischen Erfolgen inspirieren, während wir gemeinsam erkunden, wie der Klimabonus die Zukunft Lüneburgs gestalten könnte. Was kann man selbst tun?

Unser gemeinsamer Abend motiviert und lädt zum Mitmachen ein: ihr dürft entdecken, was bereits praktisch in Lüneburg funktioniert und erfahren, was jeder zur Verwirklichung der größeren Utopie beitragen kann.

Die lange Nacht der Utopien beginnt um 18:30 Uhr. Der moderierter Talk zum Klimabonus startet um 19:15 Uhr auf der WIESE.

Das Programm der langen Nacht der Utopien ist auf der Website der Leuphana Universität abrufbar.

Zusammenfassung & Show Notes

 # 20 Christian Gelleri:  Was hat Geld mit Gemeinschaft zu tun?

Wie monetäre Instrumente Gemeinschaft und Nachhaltigkeit verbinden und stärken

Willkommen zu einer weiteren Episode von „Was mit Gemeinschaft…“. In dieser Folge werden wir uns mit der Frage beschäftigen, wie Geld und Gemeinschaft miteinander verbunden sind. Mein Gast, Christian Gelleri, wird über die Entstehung und den Erfolg des Chiemgauers berichten, einer regionalen Währung, die dazu beiträgt, ökologisches und regionales Einkaufen zu fördern. Erfahrt mehr über die Relevanz von Geld innerhalb einer Gemeinschaft und wie monetäre Instrumente wie Tauschringe eine wichtige Rolle bei der Schaffung von Ausgleich und Solidarität spielen können. Taucht ein in die spannende Welt des Chiemgauers und findet heraus, wie dieser Ansatz eine echte Alternative zum herkömmlichen Geldsystem sein kann.
Wir wünschen viel Spaß bei dieser Episode von „Was mit Gemeinschaft…“!

Hier geht’s zum Podcast


Die Themen dieser Folge:
  • Einführung in das Thema Geld und Gemeinschaft
  • Die Rolle des Geldes in Gemeinschaften
  • Die Bedeutung regionaler Währungen wie dem Chiemgauer
  • Unterstützung lokaler Vereine durch Einnahmen aus dem Chiemgauer
  • Möglichkeiten zur Steuerung des Sortiments und Angebot regionaler Produkt
  • Der Einfluss des Chiemgauers auf ökologischen und regionalen Konsum
  • Schaffung eines Anreizes zum ökologischen Einkaufen durch den Chiemgauer
  • Die Entstehung von Geld in Gemeinschaften
  • Demokratische Nutzung und Bestimmung des Chiemgauers
  • Die Vielfalt und Möglichkeiten geldfreier Räume in Gemeinschaften
  • Nachbarschaftshilfe und Tauschringe in kleineren Gemeinschaften
  • Vernetzung von Ökodörfern durch Regionalwährungen
  • Positive Erfahrungen mit solidarischer Landwirtschaft und lokalen Vereinen
  • Das Konzept des Klimabonus als Währung im Klimaschutz
  • Einführung des Klimabonus in Marburg
  • Fazit: Geld und Gemeinschaft im Kontext regionaler Initiativen und Klimaschutz

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Care und Wirtschaft für die Zukunft: Welche Wege führen aus der Pflege- und Betreuungskrise? Und aus dem Geld- und Personalmangel?

Pflegenotstand, Betreuungskrise, Altersarmut und zB. durch Inflation real sinkende Renten stellen viele Menschen vor Existenzprobleme. Wie können wir unseren Lebensunterhalt sichern, wenn wir Pflege brauchen? Was hat unsere Zeit mit einem Wirtschaftssystem zu tun, in dem das meiste vom Geld abhängt?

Im aktuellen Wirtschaftsverständnis dreht sich alles ums Geld verdienen, Gewinne und Renditen. Die Wirtschaftswissenschaften versuchen, mit naturwissenschaftlicher Genauigkeit alles in Zahlen auszudrücken. So ist „Geld“ praktisch zur Sprache der Wirtschaft geworden. Dabei wird vergessen, was ursprünglich das Ziel des Wirtschaftens war: Die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse. Doch unbezahlte und schlecht bezahlte Care-Arbeit werden nicht als Teil der Wirtschaft betrachtet und kommen nicht im Bruttosozialprodukt vor, angeblich der Anzeiger für wirtschaftlichen Erfolg. Doch ohne Pflege z.B. für Babys und Kinder, würde es keine Menschen geben, die mit dem Wirtschaften anfangen. Insofern gibt es ohne Care-Arbeit keine Wirtschaft.Pflegenotstand, Betreuungskrise, Altersarmut und z.B. durch Inflation real sinkende Renten stellen viele Menschen schon jetzt vor Existenzprobleme. Unter anderem durch die überalternde Bevölkerung rollt aber eine noch viel größere Care-Krise auf uns zu, die in der Wirtschaft kaum Beachtung findet, denn vor allem wer Geld hat, kann in der Sprache der Wirtschaft mitreden. Menschen, die wenig oder kein Geld haben, interessieren die Wirtschaft nur am Rande. Der Sozialunternehmer Gernot Jochum-Müller bezweifelt seit Jahren, ob wir die riesigen Probleme im Bereich von Versorgung, Betreuung und Pflege allein mit Geld werden lösen können. Zur Lösung hat er ein Zeit-basiertes Sparsystem entwickelt, in dem Zeit-Gutscheine einen besseren Austausch ermöglichen. Die Politökonomin Feline Tecklenburg plädiert im Gegensatz dazu für kollektive Versorgungsansätze im Sinne einer care-zentrierten Wirtschaft und für Erwerbsarbeitszeitverkürzung. Beide stellen ihre Lösungsansätze vor und diskutieren aus verschiedenen Perspektiven (z.B. Bottom-up oder Top-down) Fragen wie:Wie können wir unseren Lebensunterhalt sichern, wenn wir Pflege brauchen?
Welche Maßnahmen helfen in der Care-Krise?
Wie lösen wir die Pflege- und Betreuungskrise in Zeiten von Geld- und Personalmangel?
Welche Möglichkeiten und Gefahren gibt es in den genannten Care-Bereichen durch die Digitalisierung?

Sprecher:innen

Feline Tecklenburg
Geschäftsführende Co-Vorständin
Wirtschaft ist Care

Gernot Jochum-Müller
Gründer und CEO
www.zeitpolster.com

Moderation:
Kathrin Latsch
Geschäftsführerin monneta gGmbH

Hier geht’s zur Veranstaltung auf der Re:publica24.

Shermin Voshmgir ist Autorin des Buchs Token Economy das sich mit den Folgen neuer wirtschaftlicher Möglichkeiten des Web3 durch Tokenisierung auseinandersetzt. Zudem gründete sie Token Kitchen. Ihr Ziel ist es, nach alternativen Wegen zu suchen, wie man Tokenisierung einsetzen kann, um digitale Nachhaltigkeitsnachweise zu kreieren (z.B. für Bodenqualität, Humusaufbau, Schutz von Biodiversität) und um neue Einkommensquellen u.a. für Landwirte zu schaffen. In der Vergangenheit hat sie den Blockchainhub in Berlin gegründet und war als Direktorin und Co-Gründerin des Instituts für Kryptoökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien tätig. Als gebürtige Wienerin mit iranischen Wurzeln lebt sie aktuell in Portugal, wo sie an der Schnittstelle von Technologie, Kunst und Sozialwissenschaft arbeitet. Ihr Buch Token Economy war international ein großer Erfolg. Die neue Auflage wurde nun auf drei Bände ausgeweitet, der letzte Teil davon erscheint in Kürze.

In dieser Online-Veranstaltung wird Shermin Voshmgir uns einen Überblick über die Themen von Token Economy, in den drei Bänden geben:

  1. Money – NFTs and DeFi (erschienen, 14. April 2023)
  2. DAOs and Purpose Driven Tokens (erschienen 08. Februar 2024)
  3. Web3 Infrastucture (ursprünglich der 1. Band, erscheint in Kürze neu)

Die Veranstaltung wird auf Zoom stattfinden. Für die Teilnahme ist eine Vorab-Anmeldung nötig, dafür bitte Namen und Email-Adresse in diesem Formular eintragen, der Link zur Veranstaltung wird dann automatisch zugesandt.

Die Monetative bezeichnet Geld, das ausschließlich von der Zentralbank stammt, als Vollgeld. Das einzige Vollgeld, das wir nutzen können ist Bargeld. Der digitale Euro kann eine Art digitales Bargeld werden.

In ihrem Positionspapier beschreiben die Autoren der Montative inwiefern Digitales Zentralbankgeld (oder ein „Digitaler Euro“, auf englisch Central Bank Digital Currency kurz CBDC genannt) ein Schritt zur Erhöhung des Anteils von Zentralbank-geschöpften Vollgeldes werden kann, sowie dessen Vorteile und Risiken.

Das Positionspapier findet sich in verschiedenen Versionen hier auf ihrer Webseite.

Parallel veröffentlicht die Monetative auch eine Übersicht der Positionen zum Digitalen Euro von allen Partein die bei der Europa-Wahl 2024 antreten – siehe hier. Die Übersicht ist eine hilfreiche Analyse der Wahlprogramme.

We need to re-organise work, wages, cooperation, food, community, procurement, health, education, even government. Financial innovation is a critical part of the solution, re-imagining investment, ownership, pensions, money, cooperation, supply chains and resilience.

There are too many ideas to process, it can be hard to look beyond our specialist bubbles and impossible to coordinate, to agree, to plan.

#CoFi is a space for meeting, knowing each other, building trust, cooperation and hopefully, building power. In our first gathering we showcased payment systems architectures, and how credit is created and circulates and extinguished within them.

But finance is just numbers if it doesn’t serve the real economy. This July, the Crypto Commons Association is proud to offer CoFi 2, where we will start to bridge alternative finance to other alternatives!  #CoFi isn’t intended to be super-geeky; grassroots building requires building broad alliances rather than competing for market niches.

If you are still reading, you’re invited to Banja Luka at the end of June. We want to see practitioners not only in payments tech, but in community building and community finance, food networks, barter networks, business networks and everything adjacent.

 

More information and registration here.

Deutschlandpremiere: Die Pufendorf Gesellschaft zeigt in Kooperation mit monneta die preisgekrönte Dokumentation “Finding the Money”! Die Regisseurin Maren Poitras ist in Berlin dabei und beantwortet nach der Filmvorführung Fragen des Publikums.

„Finding the Money“ folgt der Ökonomin Stephanie Kelton bei ihrer Bestrebung ein neues Geldverständnis in den USA zu etablieren.

Mit Hilfe der Modern Monetary Theory (MMT) stellt sie so manches ökonomisches Weltbild auf den Kopf und bietet einen unorthodoxen Blick auf Themen, die vom Klimawandel bis zur sozialen Gerechtigkeit reichen. Der Film folgt zwei miteinander verwobenen Handlungssträngen. Zum einen wird die MMT in ihren Grundzügen präsentiert, und zum anderen die Kontroverse zu ihr mit Vertreter*innen beider Lager diskutiert. (Für mehr zum Inhalt siehe untenstehenden Trailer, die offizielle Webseite zum Film, oder das Programmheft als Download)

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Nach der Filmvorführung nehmen die Regisseurin Maren Poitras und der Ökonom und MMT-Vertreter Dr. Dirk Ehnts (Pufendorf Gesellschaft) auch zur Bedeutung der MMT für die Diskussion um die „Schuldenbremse“ und für den Euro Stellung.

Alle Details zur Veranstaltung und Ticketkauf (Preis: 5.67€) hier auf der Webseite der Pufendorf Gesellschaft.

 

Die diesjährige Konferenz des instituts für finanzdienstleistungen e.V. (iff) rückt näher mit 20 spannenden Diskussionspanels und Zusagen von mittlerweile über 40 Referent:innen. Unsere Gäste kommen aus der Bundespolitik, von Verbänden und Anbietern, aus der Wissenschaft, aus dem Verbraucherschutz und aus vielen weiteren Bereichen und diskutieren gemeinsam über das Thema

„Finanzielle Teilhabe – Nachhaltige Wege in der Digitalära“

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Das Original dieses Artikels findet sich auf unserer englischen Webseite. Viele der verlinkten Quellen und weiterführenden Texte sind daher leider auch nur auf Englisch verfügbar.

2004 las ich “Das Geld der Zukunft” von Bernard Lietaer und es veränderte mein Leben. Dadurch inspiriert, besuchte ich ein paar Monate später eine Konferenz mit dem Titel „Lokale Währungen im 21. Jahrhundert„, und der erste Vortrag, den ich hörte, war von Margrit Kennedy, und das veränderte mein Leben noch mehr. Sie hatten mich überzeugt! Ich konnte nicht anders als alles, was ich bisher gemacht hatte, aufzugeben und mich der Verwirklichung ihrer Visionen zu widmen.

Jetzt, fast 20 Jahre später, bin ich viel unterwegs, um Mitstreiter zu treffen, die zu Ähnlichem inspiriert sind, und um mehr Menschen mit den aufregenden Möglichkeiten anzusprechen und gemeinsam ein neues gesellschaftliches System aufzubauen.

Hier möchte ich erzählen, was ich kürzlich auf dieser Reise gelernt habe, und wie es die Welt verändern wird.

Am 24. September verließ ich mein Zuhause in Madison, Wisconsin, um mich mit alten und neuen Freunden auf einen zweieinhalb-wöchigen „Solidarity Sprint” durch Teile Europas und Großbritanniens zu begeben (weitere Einzelheiten unserer Tour hier auf Englisch).

Ein solcher Solidarity Sprint ist ein Format, das wir für uns entwickelt haben, um mit wenig Zeit und Aufwand möglichst viele Menschen und Projekte zu treffen, die mit unseren Werten übereinstimmen, und auf eine kooperative, auf den Menschen zugeschnittene und dem Leben dienliche Wirtschaft hinarbeiten.

Bei unseren jahrzehntelangen Experimenten und Forschungen zu einer Wirtschaft  nach menschlichem Maß  haben wir erkannt, dass der Kern  all dessen in dem steckt, was wir Arbeit nennen. Also, wie wir arbeiten, mit wem wir arbeiten, wie wir Arbeit definieren und aufteilen, wie wir sie belohnen und Anreize für gute und gesunde Teilhabe setzen. Wir müssen nicht nur sicherstellen, dass die wirklich wichtige Arbeit erledigt wird – die Arbeit in der Pflege, der Schaffung und des Wachstums gesunder Lebewesen in gesunden Gemeinschaften eingebettet in gesunde Ökosysteme -, sondern wir müssen auch dafür sorgen, dass sie gut erledigt wird.

Gleichzeitig müssen wir auch dafür sorgen, dass Menschen nicht mehr gezwungen sind, irgendwelche miesen Jobs anzunehmen, nur um ihre Rechnungen bezahlen zu können. Wir haben die feste Absicht, ausbeuterische Arbeit durch lohnende, von gegenseitiger Hilfe getragene Arbeit zu ersetzen (siehe unser kurzes Einführungsvideo hier, auf Englisch).

Und deshalb haben wir uns auf diese multidisziplinäre Lern- und Gestaltung-Reise begeben. Dieser Bericht über unseren jüngsten Sprint soll eine Vielzahl von Facetten dieser Entwicklung aufzeigen.


Aber, wer sind “wir”? Wir sind die HUMANs!

 

HUMANs steht für “Humans United in Mutual Aid Networks”, und ist eine Genossenschaft,  der weltweit alle beitreten können. Das bedeutet, dass Einzelpersonen, Projekte, Organisationen und Unternehmen Genosse*in werden können und jeweils Stimmrecht und Anteil am Eigentum der Organisation erhält, zusammen mit der Einladung, sie zu gestalten. Mehr dazu auf unserer Webseite.

Wir kreieren Netzwerke echten Vertrauens, zunächst örtlich oder nach gemeinsamen Interessen, in denen Ressourcen zum gegenseitigen Nutzen ausgetauscht und geteilt werden. Dann verbinden wir diese Netzewerke durch dieselben Mittel der gegenseitigen Hilfe untereinander. So entsteht ein weitläufiges Netz des Vertrauens, das sich über viele Orte und Interessengebiete erstreckt. Unser Ziel ist es, eine nachbarschaftliche globale Wirtschaft aufzubauen, und seit diesem Sprint sind wir auf dem besten Weg dazu.

In der Praxis bedeutet dies, dass wir jede uns bekannte kooperative Wirtschaftstechnologie nutzen, sofern sie mit unseren Werte kompatibel ist, und daran arbeiten, sie so zu kombinieren, dass ein relevanter wirtschaftlicher Austausch möglich ist und die Notwendigkeit der Teilnahme an ausbeuterischen wirtschaftlichen Aktivitäten nach und nach entfällt. 

Zunächst verwenden wir die Praxis des Timebankings (auf deutsch Zeitbanken oder Tauschkreise genannt), welche eine Form des gegenseitigen Kredits bereitstellen, bei der nur in Zeiteinheiten gehandelt und gerechnet wird. Dabei ist die Stunde jedes Einzelnen gleich viel wert wie jedes Anderen, unsere Zeit hat keinen Preis. Wir teilen auch unsere Ressourcen, zum Beispiel über Werkzeuge-Bibliotheken, Gemeinschaftsgärten, Makerspaces, Gemeinschaftsräume und Ähnliches. Dies kombinieren wir so weit wie möglich mit anderen Formen von komplementären Währungen und arbeiten daran, diese Konzepte so schnell wie möglich auszubauen. Zum Beispiel können bei anderen Formen von gegenseitigen Kredit (A.d.R.: auf deutsch missverständlicherweise Barter-Währungen genannt) machen die Teilnahme von Unternehmen aller Größenordnungen leicht möglich, weil sich die Währungseinheiten dieser Systeme im Wert an der jeweiligen Landeswährung orientieren, auch wenn sie nicht in diese getauscht werden können. So sind sie aber wie jede andere geschäftliche Transaktion verbuchbar und können auch ohne Probleme in die Steuererklärung einfließen. Außerdem legen wir unter uns konventionelles Geld zusammen und verwalten diese Beträge kollektiv, um eine freiwillige Risiko- und Vermögens(um)verteilung in unseren Gemeinschaften zu ermöglichen.

Wir verbinden all dies mit Peer-to-Peer-Arbeitspraktiken, Governance- und Software-Tools, um ein ausgeklügeltes System zu schaffen, das es ermöglicht, gemeinschaftsfördernde Arbeit einfacher zu verwirklichen, zu integrieren, aufrechtzuerhalten und sinnvoll zu entlohnen. Denn wir wissen ja, dass echter Reichtum nicht aus Dollar und Euro besteht, und haben gelernt, wie wir solchen auf eine umfassendere und werteorientierte Weise erkennen, aufbauen und bewerten können. Bei der Durchführung unserer auf Gegenseitigkeit beruhenden Projekte stellen wir unsere Verfahren, Unterlagen, Materialien, unser Wissen und unsere moralische Unterstützung frei zur Verfügung, um anderen bei der Nachahmung zu helfen, aus Fehlern und Erfolgen zu lernen und inspiriert zu bleiben.


Stephanie, Matthew, Sybille und Gorazd in Ljubljana

Zurück zum Thema echtes Vertrauen und lebendige Gemeinschaft: bei meiner Ankunft im schönen Ljubljana in Slowenien wurde ich von Sybille Saint-Girons aus Frankreich empfangen, die ich nach sechs Jahren zum erstem Mal wiedersah. Kennen gelernt haben wir uns 2013, als wir als „The Economistresses“ durch Paris reisten und Schulungen und Öffentlichkeitsarbeit durchführten, und seitdem haben wir zusammengearbeitet. Sie entwarf unser erstes online “Zuhause”, die Mutual Aid Platform, und half bei der Entwicklung der Vision für die nächste Version davon, unser aktuelles und überaus funktionales HOME, das “HomeOstatic Mutual Environment”. Dabei handelt es sich um das Open-Source-Ökosystem für Technologie und Austausch, das wir gemeinsam mit unseren Partnern aufbauen, um all die im vorigen Absatz erwähnten Arbeitsabläufe und den Wissensaustausch zu erleichtern.

Der andere Schöpfer unseres neuen HOME, Gorazd Norcic, war unser Gastgeber in Ljubljana. Es war schön, ihn nach so vielen Jahren des virtuellen Zusammenarbeit nun endlich am Flughafen Ljubljana persönlich zu treffen.

Ausgebildet als Maschinenbauingenieur ist er gerade alt genug, um seinen Abschluss noch im sozialistischen Jugoslawien/Slowenien gemacht zu haben, aber dann für einen aufbauenden MBA in die kapitalistischen USA reisen konnte. Heute kombiniert Gorazd seine Expertise als Unternehmer in den Bereichen Turnaround-Management, Marketing, Softwareprogrammierung und Videoanimations-Produktion, alles  in extraktiven Industrien, mit seiner Lebenserfahrung in jugoslawischen Selbstmanagement-Praktiken. So trägt er nun zur Schaffung nicht-extraktiver, nachhaltiger, selbstverwalteter Ökosysteme bei, und wir sind stolz darauf, dass er der Hauptarchitekt unseres HOME ist.

Wir sind stolz auf unser neues virtuelles Zuhause: The new „HOME“

Gorazd und seine liebevolle Frau Mateja haben uns eine ganze Woche lang beherbergt. Mateja ist eine wahre Küchen-Fee, und wir wurden die ganze Zeit mit dem köstlichsten gesunden Essen verwöhnt, das ihr Catering-Unternehmen (und HOME-Partner) Pomander zu bieten hatte. Pomander z.b.o. ist eine Genossenschaft, die ebenfalls als Inkubator gegründet wurde. Derzeit beherbergt sie das florierende und größtenteils vegane Zero-Waste-Catering-Unternehmen von Gorazd und Mateja, aber das “Humanum Institute” und mehreren andere Projekten sind bereits im Entstehen. Und dafür verwendet Pomander unsere HOME-Softwaretools zur Verwaltung und Abwicklung ihrer Aktivitäten. Damit demonstrieren sie ganz praktisch, wie diese Werkzeuge die Welt der Wirtschaft/Produktion mit der Welt einer Wirtschaft auf menschlicher Ebene verbinden können, damit wir uns alle gegenseitig besser unterstützen lernen. Die üblichen Geschäftspraktiken werden so in pro-soziale Praktiken verwandelt und alles basiert auf demselben nicht-extraktiven Modell der “Reziprozitätsschleife”, die wir in unserem HOME-Projekten umsetzen (mehr dazu in dieser PDF zum Herunterladen).

Matthew Slater, kam ebenfalls nach Ljubljana. Er hat uns seit Anfang der 2000er Jahre unterstützt, als es um die Software-Entwicklung für “Madison HOURs” ging (das ist die lokale Währung, die ich in meiner Stadt 1996 als Papierwährung einführte, und dann versuchte in eine Barter-Währunge zu überführen, bevor sie schließliche eingestellt wurde, bzw. ein Bestandteil unseres lokalen Mutual Aid Networks wurde). Seitdem hat er uns immer wieder erstaunliche neue Partner und Ideen vorgestellt und war nun die Woche lang mit uns in Slowenien, wo wir zusammen tief in Software-Entwicklung eintauchen konnten. Matthew ist der Hauptentwickler der Community Forge-Software, welche von den HUMANs und meinem lokalen Mutual Aid Network für Marktplätze und Transaktionen genutzt wird. Matthew hat dafür auch Mutual-Credit Modul für das Drupal CMS geschrieben, das heute viele, wenn nicht sogar die meisten Zeitbanken und LETS-Systeme ihre Online-Angebote aufbauen. Matthew aktualisiert und pflegt auch unsere aktuellen Marktplätze und arbeitet außerdem an “Murmurations”, einer Initiative, die es möglich macht, Angebote und Gesuche von verschiedenen Komplementärwährungen-Initiativen auch plattformübergreifend zusammenzuführen. Wir freuen uns darauf, Murmurations selber für unsere lokalen und globalen Systemen zu testen, da dies verspricht, ein Schlüsselelement für die volle Umsetzung unseres HOME-Projekts zu werden.

 

Matjaz, unser freundlicher lokaler Odoo-Experte, kam für einen Nachmittag mit dazu, um uns bei der Ausarbeitung wichtiger Details zu helfen (Odoo ist eine Hauptkomponente der Open-Source-Technologie im virtuellen Maschinenraum des HOME). Zach von Moneyless Society kam ebenfalls nach Ljubljana, um uns für den abendfüllenden Dokumentarfilm zu filmen, an dem er gerade arbeitet. Die großartigen Aufnahmen stellte er uns freundlicherweise zur Verfügung, damit wir sie in unserer eigenen Berichterstattung und in unseren kommenden Mutual Aid Podcast einbauen können. Die Folge seines eigenen Moneyless Society-Podcast, die wir gemeinsam aufgenommen haben, wurde gerade bei Redaktionsschluss dieses Artikels veröffentlicht.

Zu guter Letzt kam Kate aus England nach Slowenien, um ihre Erfahrungen mit der florierenden Mutual Aid-Schwester-Organisation in Hull mit uns zu teilen, und mit uns an der Lösung ihrer eigenen Bedürfnissen und den dazu benötigten Funktionen des HOME zu arbeiten sowie sich mit uns allen über allgemeine Strategiefragen auszutauschen.

Was für eine fruchtbare Woche! Und das war nur die erste Hälfte des Sprints…

Weiter nach Österreich

Gorazd und ich machten uns schließlich auf den Weg und reisten den Rest des Weges gemeinsam, wobei wir viele alte und neue Freunde und Partner trafen. Zu Beginn dieser Reise spielte ich in Wien ein Konzert mit Edward Reardon (Original-Klaviermusik), meinem alten Freund und Produzent der meisten meiner Stücke. Wenn Sie möchten, können Sie sich das Konzert auf Peertube ansehen, einer Video-Sharing-Plattform, die ich über eine gemeinsame Schnittstelle mit Communecter nutze, einem unserer kooperativen Tech-Partner.

Projektmanagement Werkzeuge im neuen HOME

In unserer HUMANwirtschaft werden wir gegenseitige Hilfsnetzwerke nutzen, um Leute zu finden, die helfen, Shows wie diese zu promoten. Wir werden Tickets im Netzwerk verfügbar machen, wir werden Flugmeilen und Hosting tauschen, um die Kosten für Auftritte zu senken und Shows für mehr Menschen zugänglich und bekannt zu machen. Wir haben damit begonnen, indem wir unsere eingesetzte Zeit mit unseren Gastgebern in unserem HOME-Marktplatz protokolliert haben. Dies ist das globale Netzwerk, mit dem wir bereits experimentieren und das wir durch die oben erwähnten Murmurations-Platform mit anderen Netzwerken verbinden.

Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Zug nach Wörgl und trafen uns dort mit unserem guten langjährigen Freund Leander Bindewald von monneta.

Wir kamen hierher, um uns mit der erfahrenen und kompetenten Veronika Spielbichler zu treffen, die uns als Vorsitzende des Unterguggenberger Instituts das damals noch nicht eröffnete neue Stadtmuseum und das Unterguggenberger Institut zeigte. Falls Sie den Namen nicht kennen: Unterguggenberger war der Nachname des Wörgler Bürgermeisters während der Weltwirtschaftskrise, als eine Gruppe von Unternehmern und der Gemeinderat eine lokale Währung einführte, die die Stadt aus der Armut holte und zu internationaler Bekanntheit verhalf. Das Experiment wurde weltweit gefeiert und nachgeahmt, da es als Schlüssel zur Überwindung der Depression angesehen wurde. Doch der im Entstehen begriffene Völkerbund (Vorläufer der Vereinten Nationen) erkannte, dass dies für ihn und die kürzlich mit internationalen Finanziers ausgehandelten Rettungspakete problematisch sein könnte. Wir können ihre Argumente nachlesen und selbst darüber spekulieren, aber am Ende bedeutete dieser Widerstand, dass das Projekt gewaltsam beendet wurde (es gibt einen großartigen Film – Das Wunder von Wörgl – aus dem Jahr 2018, wenn Sie mehr über das Experiment sehen möchten). Neben der Beendigung und dem Verbot dieser lokalen Währungsexperimente (parallel dazu verbot Franklin Delano Roosevelt, US-Präsident während der Großen Depression, auch lokale Währungen in den USA, als er seinen New Deal ankündigte), stürzte damals die Welt in Chaos und der große Krieg führte zu einer weiteren Welle von Armut und Zerstörung. Wir haben in Wörgl viele Details über diese und andere Geschichten von Komplementärwährungen erfahren. All dies kann uns helfen, einen widerstandsfähigeren Weg aus unseren neuen chaotischen Umständen einzuschlagen.

Treffen mit monneta-Experten Veronika Spielbichler und Leander Bindewald

Einige der wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Besuch waren:

  • Hier wie anderswo werden Währungsexperimente in der Regel einer einzigen politischen Figur zugeschrieben, obwohl es in Wirklichkeit ein Gemeinschaftsprojekt war, das von einer ganzen Gruppe von engagierten Freiwilligen entwickelt wurde.
  • Der Erfolg der Währung war gleichzeitig auch ein großer Teil dessen, was sie in Gefahr brachte. Die Aufmerksamkeit auf eine Lösung zu lenken, die die Menschen aus der künstlich geschaffenen zentralen Kontrolle der Geldmenge herausholt, schafft eine spürbare Bedrohung für die Herrschenden, und sie reagieren darauf, indem sie ihre Autorität geltend machen, um sie zu unterdrücken. Jede wirtschaftliche Lösung, die wir schaffen, muss gegen diese Art von Bedrohungen resistent sein, und wir müssen auf sie vorbereitet sein.
  • Von der Gemeinschaft geschaffene Währungen sind tatsächlich in der Lage, lokale Angebots- und Nachfrageprobleme zu lösen, und wir müssen sie ernst nehmen. Gleichzeitig neigen Menschen dazu, die Flexibilität der konventionellen Geldmenge zu bevorzugen, wenn diese gelockert wird.
  • Wir müssen uns des politischen Kontextes bewusst sein, in dem wir uns bewegen, und der sehr realen Gefahren und Möglichkeiten, die er bietet.

Möchten Sie Bilder und kleine Videos von unserem Besuch sehen? Schauen Sie hier, in unserem werte-konformen File-Sharing-Bereich.

Weiter zu ernsthaften praktischen Lösungen, im Hier und Jetzt

Wenige Autostunden von Wörgl entfernt besuchten wir ein langjähriges und gut organisiertes Währungsprojekt mit Sitz in Dornbirn, der westlichsten Stadt Österreichs. Dort verbindet die Genossenschaft Allmenda ein sehr systematisches Modell des Timebankings mit anderer lokalen Währungen. Ihr aktuelles Flaggschiff ”Zeitpolster“  belohnt Erwachsenen, die sich ehrenamtlich um andere  kümmern mit Zeitgutschriften.   Wenn sie selbst pflegebedürftig werden, können sie diese Zeitgutschriften nutzen. Außerdem ist es möglich, Gelder von Mitgliedern einzubringen, die für die Pflege bezahlen (ohne zuvor Pflegeleistungen beigesteuert zu haben). Das so eingesammelte Geld wird für zukünftige Hilfeleistungen ausgegeben, wenn diese nicht durch vorher erbrachte Zeitguthaben verfügbar sind . Im Bundesland Vorarlberg, wo Allmenda ansässig ist, betreiben sie auch regionale Zeitbanken (“Talente“), die sie mit Euro-gedeckten lokalen Währungen verbinden, oft auf großen Pop-up-Märkten, die auch zur Stärkung der Gemeinschaft dienen.

Mit Gernot Jochum-Müller und Zeitpolster im Büro

Darüber hinaus bietet Allmenda sein Zeitpolster-Modell auch als Franchiseunternehmen an und sucht Partner in weiteren Ländern, darunter Deutschland, den USA und Slowenien. Dies kann eine gute Möglichkeit sein, ein gut entwickeltes Modell zu übernehmen, benötigte Start-Hilfe zu erhalten und die Arbeit der Entwickler zu unterstützen.

Gernot Jochum-Müller, der engagierte Gründer und Leiter von Allmenda, teilte seinen großen Wissens- und Erfahrungsschatz auf diesem Gebiet mit uns und meine Notizen von diesem Besuch füllen 6 Seiten!

Hier möchte ich einige der vielen Schätze zusammenfassen, die wir aus unseren Treffen mit ihm mitbringen:

  • Dieser Timebanking-Ansatz ist viel strukturierter aber auch rigider als unser Ansatz in den USA und bei den HUMANs insgesamt. Während wir Timebanking tendenziell als sehr fließend betrachten und einen Ansatz verfolgen, der kein Kreditlimits hat (Mitglieder können Stundenleistungen abfragen, bevor sie ein eigenes Guthaben verdienen, und können gerne einen so großen negativen Saldo haben, wie sie benötigen, solange sie in irgendeiner Form Gegenseitigkeit anbieten), sind die Systeme von Allmenda darauf ausgelegt, ein hohes Maß an Pflege und Nachhaltigkeit zu bieten. Außerdem scheint das Timebanking in Österreich generell strenger reguliert zu sein. Ein Beispiel für die Funktionsweise ihres Systems: Kommt jemand pflegebedürftig in das System Zeitploster, zahlt er für Hilfeleistungen einen geringen Betrag in Euro, von dem die Hälfte für die Aufrechterhaltung des Systems insgesamt und die andere Hälfte für bezahlte Pflegekräfte verwendet wird. Wenn ein Mitglied jedoch zunächst als Pflegender beitritt, sammeln sich die erbrachten Stunden als Guthaben auf seinem Konto. Wenn dieses Mitglied dann älter wird und mehr Pflege benötigt, als es leisten kann, erhält es Pflegestunden, die mit dem zuvor angesammelten Zeitguthaben bezahlt werden.
  • Die Leiter von Allmenda verfügen über ein enormes Maß an rechtlichem Wissen und Erfahrung. Sie sind von vielen Institutionen anerkannt und stehen gerne zur Verfügung, um andere Projekte zu unterstützen.
  • Das Geschäftsmodell von Allmenda umfasst die Gründung von Franchises. Damit können auch Sie und Ihre Community von deren unglaublichen Wissenspool profitieren.
  • Die rechtliche Anerkennung, die sie für ihre Methoden zur Umsetzung von Komplementärwährungen gewinnen, kommt allen anderen Projekten in der EU zugute.
  • Sie haben ein Geschäftsmodell, das viel strenger ist als alles, was wir entwickelt haben. Dies sichert die Integrität ihres Modells so, wie sie es entworfen haben, und sorgt für eine langfristige wirtschaftliche Sicherung. Jedoch macht es das auch für andere schwieriger, ihre Praktiken zu erlernen, zu übernehmen und anzupassen. Dies ist eine gute Inspiration für uns, irgendwo in der Mitte dieser beiden sehr unterschiedlichen Ansätze einen Weg zur Zusammenarbeit und zum Wissensaustausch einzuschlagen.

Damit war unsere Arbeit in Österreich abgeschlossen, weiter nach Großbritannien!

Gorazd und ich flogen nach London und machten uns auf den Weg zum schönen Haus von Dil Green, einer Mitbegründerin der Credit Commons Society (CCS) und der Mutual Credit Services (MCS). Mutual Credit Services stellt Softwaretools zur Begleichung von Rechnungen innerhalb der lokalen Geschäftswelt bereit, ähnlich wie es Banken untereinander tun, wenn sie ihre Schulden untereinander aufrechnen und nur verbleibende Geldbeträge überweisen. Wir können das Gleiche tun! Und MCS kann helfen.
Die Credit Commons Society hingegen ist der gemeinnützige Bildungszweig des Projekts, der nützliche Möglichkeiten für die Mutual-Credit-Buchhaltung (Credit Commons genannt) schafft und die Menschen über deren Nützlichkeit in einem fairen Wirtschaftskontext aufklärt.

Dil hosting us in his London home

Dil beherbergte uns für diesen Abend, sodass wir ausführlich über gemeinsame Erfahrungen und Werte sowie Möglichkeiten der Zusammenarbeit sprechen konnten. Wir haben uns einige spannende Ideen einfallen lassen! Eines der wichtigsten Projekte ist die Erforschung der Zusammenarbeit, um das Credit Commons-Tool zu unserem Haupt-Austauschmittel zu machen und mehr Möglichkeiten zur Verbindung mit vielen anderen Austauschsystemen (Zeitbanken, LETS-Systeme, Community-Exchange-Systeme, Business-to-Business-Netzwerke) zu schaffen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, unsere eigenen odoo-basierten HOME-Tools anzubieten, um einige der von MCS benötigten Funktionen abzudecken. Dies sind genau die Verbindungen, die wir finden wollten – Möglichkeiten, wie jeder von uns seine individuelle Arbeitsleistung reduzieren und gleichzeitig die Wirkung und den Umfang unseres Peer-Support-Netzwerks erhöhen kann.

Dil sagte einen Satz, den ich seitdem oft zitiert habe, etwa so: „Ohne gegenseitige materielle Abhängigkeit neigen Gemeinschaften dazu, dem Narzissmus der kleinen Unterschiede zum Opfer zu fallen.”

Bei der Entwicklung unserer eigenen materiellen Abhängigkeiten haben wir uns nun für die Partnerschaft mit Dil entschieden und arbeiten regelmäßig daran, die Credit Commons zu nutzen, um den Austausch im HUMANs-Netzwerk und darüber hinaus zu erleichtern. All dies geschieht unter Verwendung der Standard-Value-Flows-Prinzipien (mehr dazu in einem anderen Artikel, siehe hier), um Austausch in und zwischen einer Vielzahl von Gemeinschaften auf der ganzen Welt in einem Netzwerk nachbarschaftlicher Beziehungen zu schaffen, und so umfangreich, dass damit alle Grundbedürfnissen abgedeckt werden.

Von Dil’s gingen wir direkt zu dem Mann, den wir alle online nur als Oli SB kannten: mit vollem Namen Oliver Sylvester Bradley, einem Gründer von Open Cooperative und meet.coop und einem wichtigen Entwickler des Murmurations-Projekts. Wir haben im Laufe der Jahre von Olis Arbeit gehört und waren begeistert, wie sehr seine Vision mit dem übereinstimmt, was wir tun wollen. Bei unserem persönlichen Besuch stellten wir fest, dass es mehr Überschneidungen bei unserer Arbeit und unseren Interessen gibt, insbesondere bei der für Murmurations verwendeten Technologie, die in der Lage ist, Angebote und Gesuche über verschiedene Tauschbörsen hinweg zu aggregieren und darzustellen, und die wir nun als Mittel zur Verwaltung unseres eigene Kollaboration über lokale Netzwerke hinweg ausprobieren.

Wir organisierten hier auch ein Online-Treffen mit Robert Woolf von madeopen, der kürzlich die neue Timebanking-Software für timebanks.org entwickelt hat. Wir sind gespannt zu erforschen, wie wir gegenseitige Anerkennung, gegenseitige Hilfe und Unterstützung durch Gleichgesinnte nutzen können, um unsere eigene Arbeit zu erleichtern, das Risiko zu bündeln und die Anreize auf eine Weise zu bündeln, die uns UND das System, das wir aufbauen, nährt. Wir arbeiten jetzt zusammen, um die aggregierten Angebote und Bedürfnisse von Murmurations mit der Funktionalität von Credit Commons und dem Standardvokabular von Value Flows zu verbinden und so Herzstück des Wirtschaftssystems zu schaffen, das wir bei HOME aufbauen.

Weiter zu unserem letzten Stopp: Hull, im Nordosten Großbritanniens, wo der Rest des Sprints stattfand

Hier treffen wir Kate wieder, die uns am Bahnhof von Beverley mit ihrem entzückenden kleinen Hund Ted abholt. Der kann wie ein “Zirkushund” laufen – das heißt, er geht auf zwei Beinen wie ein pelziger kleiner Mann und zwar wirklich schnell! Allein das zu sehen, schien schon eine Reise wert.

Wiedersehen mit Kate und iherm zirkusreifen Hund

Diese Etappe war möglicherweise die “sprintigste” des ganzen Sprints.

Als HUMANs haben wir eine starke Verbindung zu Hull, seit ich Kate Macdonald, Direktorin der dortigen florierenden Zeitbank “Hull and East Riding” (893 Mitglieder), auf einer Konferenz im Jahr 2014 traf. Seit diesem Treffen kam Kate erst zu unserem 10-jährigen Jubiläum nach Madison und machte dann ihr Projekt zu einer HUMANs-Sister-Site. Ich war immer beeindruckt von der Breite und Tiefe ihrer Arbeit. Mittlerweile betreiben sie ein florierendes Gemeindezentrum und haben neben vielen anderen tollen Aktivitäten auch Food-Sharing- und Food-Business-Inkubatoren ins Leben gerufen. Wir waren vor dieser Reise auch bereits dreimal in Hull und traten u.a. bei der BBC auf, wo wir über restaurative Gerechtigkeits-Ansätze und unsere Projekte sprachen.

Im Jahr 2016 waren wir dort auch Mitveranstalter eines MAN Up Summits und verbrachten etwa eine Woche mit gemeinsamen Lern-, Visions- und Umsetzungs-Treffen.

Damals waren wir auch alle begeistert von der Partnerschaft mit einem Projekt namens Hull Coin, das sich darauf konzentrierte, eine Blockchain-basierte Komplementärwährung in die Stadt zu bringen, mithilfe einer formellen Partnerschaft mit der Stadtverwaltung. Wir sahen die Möglichkeiten, wie Hull Coin eine weitere Nische füllen könnte, die wir bei den HUMANs bisher hofften mit Barter-Währungen oder der Common-Good-Karte zu leisten. Die Details der weiteren Entwicklung hebe ich für eine anderen, längeren Artikel auf, aber ich möchte zumindest sagen, dass Hull Coin nie in der Art und Weise verwirklicht wurde, wie es beabsichtigt war.

Das stimmt gut mit meiner Erfahrung überein, dass Komplementärwährungs-Initativen, die stärker an konventionellem Geld und Institutionen orientiert sind, zwar von der Presse und der Öffentlichkeit leichter aufgegriffen werden, weil ihre ausschließlich auf Transaktionen basiert Ausrichtung, eher den althergebrachten Erfahrungen entspricht- letztlich aber ihren eigenen Zielen nicht gerecht werden können. Meiner Ansicht nach ist dies jedoch zu sehr eine Nachbildung des alten Systems, und treibt die Atomisierung unserer Gesellschaft nur weiter voran, während unser mutual-credit-Ansatz mehr individuelle Handlungsfähigkeit bietet, mehr systemische Veränderungen ermöglicht und leichter umsetzbar ist. Die Synergie der beiden hätte eine starke Brücke sein können, aber leider sollte es nicht dazu kommen. Den meisten Initiativen, die ich getroffen habe, ist gemeinsam, dass es noch viel darüber zu lernen gibt, wie man effektive Partnerschaften aufbaut, die alle Parteien stärken.

Am nächsten Tag hatten wir eine Schulung zum Thema “The Art of Invitation”, bei der ein Raum voller Teilnehmer auf unserer Seite von Ruth Ben-Tovim online geleitet wurde. Es war ein großartiges Beispiel dafür, wie man die Gemeinschaft auf unterhaltsame Weise einbezieht und durch Co-Hosting und der Ausbildung von Führungsqualitäten und -kapazitäten unterstützt. Denn wir übersehen oft die wesentliche Tatsache, dass eine Veränderung unserer Wirtschaft auch eine Änderung unseres Verhaltens und unserer Beziehung zueinander und zu unseren Gemeinschaften bedeutet. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir erkennen, wie wichtig es ist, wie wir unsere verstreuten Interessen zusammenbringen, und uns darin schulen, dies immer besser zu leisten.

Zusammenarbeit im Gemeinschaftszentrum in Hull

Apropos: Am nächsten Tag veranstaltete die Timebank eine Party in ihrem Marfleet Community Center, und ich spielte Musik, gefolgt vom DJ Earthman. Es war eine sehr coole Veranstaltung, die eine tolle Mischung an Menschen zusammenbrachte. Am Sonntag fand ein Treffen im Plotting Room des Ye Olde White Harte Pub statt. Ein historischer Ort der Anti-Establishment-bewegung! Und unser Gespräch war reichhaltig und passend zum Rahmen. Zu uns gesellten sich ein paar Mitglieder von Cooperation Hull, unser DJ vom Vorabend, einige Mitglieder und Freunde von Timebank Hull und East Riding und ein paar Künstler – eine insgesamt sehr interessante und inspirierende Gruppe. Die Themen drehten sich um die Rolle der Kreativität beim Aufbau einer Wirtschaft gegenseitiger Hilfe, und vor allem um eine offene Auseinandersetzung mit unseren gemeinsamen Träumen, Wünschen, Strategien und Taktiken, und wie wir uns gegenseitig besser unterstützen können, um eine Welt zu schaffen, von der wir träumen. Sehr fruchtbar! Seitdem haben wir vielfach unsere Notizen und Kontaktinformationen verschickt und verfolgen mit Spannung, wie sich diese neuen Verbindungen entwickeln, einschließlich der Zusammenarbeit der Timebank und Coop Hull.

Im Anschluss an das Treffen machten wir einen Rundgang durch DJ Earthman unglaublich fruchtbaren Gemeinschaftsgarten, der nach Permakultur-Prinzipien angelegt ist und jede Menge Nahrungsmittel und Schönheit bietet. Auf demselben Grundstück gibt es auch ein weiteres Gartengrundstück, das der Zeitbank und ihren Mitgliedern gehört und von ihnen bestellt wird, sowie Gartenstücke die über den NHS (A.d.R: NHS steht für national Health Services, dem staatlichen Gesundheitssystem Englands) für Menschen zur Verfügung gestellt werden, die psychische Unterstützung benötigen. Es ist cool zu sehen, dass große Institutionen den Wert von Gartenarbeit und Gemeinschaft für die psychische Gesundheit erkennen.

Montag war unser letzter Arbeitstag und es war ein großer, lustiger und hochkonzentrierter Tag. Wir gingen zurück zum Marfleet Community Center, wo wir mit einigen Freunden, Partnern und Mitgliedern einen virtuellen Rundgang durch unser HOME-Tech-Ökosystem machten und erfuhren, was unsere Dreamer- oder Sister-Site Mitgliedschaft bei den HUMANs für sie bedeuten könnte. Am aufregendsten war die Teilnahme unserer Partner aus dem “Alderman Kneeshaw Park”, in dem sie auf wunderbare Weise Gartenarbeit und Gemeinschaft für Menschen aller Couleur zugänglich machen. Die Mitarbeiter des Parks befinden sich in der gleichen Zwickmühle, die der Erfolg im Non-Profit-Sektor oftmals mit sich bringt: Irgendwann scheint es an der Zeit, sich offiziell als Organisation zu etablieren, Gelder zu beantragen und eine Belegschaft, sowie Öffentlichkeitsarbeit und Infrastruktur zu entwickeln. So scheint es, als ob unser Tech HOME und das zugehörige Peer-Support-Netzwerk jetzt sowohl für die Timebank in Hull als auch für den Alderman Kneeshaw Park sehr hilfreich sein wird, um dies alles zu leisten, und wir arbeiten eng zusammen, um das zu entwickeln, was sie nun benötigen – und dokumentieren gleichzeitig diese Erfahrung, um sie für zukünftige Teilnehmer und Projekte reibungsloser und hilfreicher zu gestalten.

Puh!

Nach einem feierlichen Abendessen flogen wir alle in unsere jeweilige Heimat und arbeiten seitdem jede Woche daran, alle Querverbindungen und Entwicklungspfade, die wir während des Sprints entdeckt haben, weiterzuverfolgen.

Ohne die Unterstützung von monneta hätten wir all das nicht geschafft, und jetzt freuen wir uns darauf, über monneta mit neuen Interessierten und Partnern in Kontakt zu kommen, die wie wir daran arbeiten, Margrit Kennedys Vision zu verwirklichen. Und wir sind dankbar, dass dem durch die Arbeit von Kathrin Latsch, Declan Kennedy, Leander Bindewald und allen weiteren Netzwerk-Experten ein Raum gegeben ist.

Ein großes Dankeschön an alle und wir freuen uns auf den Tag, an dem wir feststellen, dass wir es gemeinsam geschafft haben. Bis dahin lade ich Sie ein, davon zu profitieren, was wir bisher geleistet haben: Sie können unserer Genossenschaft beitreten, Angebote und Gesuche auf unserem Marktplatz veröffentlichen oder an unserem nächsten Event teilnehmen, bei denen wir in Zukunft die  Früchte unserer Arbeit präsentieren werden.

 

What is the role of banks and investment companies in financing wars and the arms industry? With a keynote from Susi Snyder, Programme Coordinator at ICAN (International Campaign to Abolish Nuclear Weapons), winner of the 2017 Nobel Peace Prize. New research, ‘Finance for Peace. Finance for War’, will be launched at the event, followed by a panel discussion with representatives from values-based banks advocating for peace and against investments in weapons.

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