Währung ist für die meisten von uns selbstverständlich das nationale gesetzliche Zahlungsmittel, z.B. der Euro, den wir jeden Tag benutzen. Aber es gibt viele Formen von sogenannten Komplementärwährungen, die den Euro ergänzen, ohne ihn ersetzen zu wollen: Regionalwährungen wie der Chiemgauer, Bonussysteme und Kundenbindungsprogramme (Unternehmenswährungen), Business-to-Business-Währungen (Bartersysteme und WIR-Bank), staatliche Parallelwährungen, Tauschringe und Zeitbanken , so genannte Virtuelle und Krypto-Währungen wie z.B. Bitcoins, Energiewährungen, Freebanking und andere Komplementärwährungen. Jede von ihnen füllt eine andere Nische in unserem wirtschaftlichen Ökosystem. Eine Vielfalt von Geldsystemen ist dabei genauso nützlich für die Entfaltung unserer Beziehungen und Gesellschaft, wie die Artenvielfalt für eine nachhaltige Umwelt.weiterlesen

Alle großen Religionen kennen das Zinsverbot, im Islamic Banking wird es bis heute gefordert. Ganz weltliche Unternehmen sind die schwedische JAK-Genossenschaftsbank, in der zinsfrei gespart und geliehen werden kann, die Regionalwährungen oder die auf den Kaufmann Silvio Gesell zurückgehende Idee des Freigeldes – einer „umlaufgesicherten“ Währung. Angesichts der Unwirksamkeit der klassischen finanzwirtschaftlichen Instrumente in zunehmenden Finanzkrisen greifen sogar konservative Kreise zu unorthodoxen Maßnahmen: Im Juni 2014 hat die Europäische Zentralbank einen Leitzins erstmals unter 0% gesenkt: Werden Negativ-Zinsen Teil des geldpolitischen Werkzeugkoffers?

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Die meisten Menschen denken, dass Geld vom Staat gemacht wird bzw. von den Zentralbanken. Aber die Zentralbanken geben nur das Bargeld heraus, also ca. 10% des Geldes. Nur ein Bruchteil ist direkt staatlichen Ursprungs, nämlich das Münzgeld. Rund 90% der Geldmenge wird hingegen von Privatbanken durch Kreditvergabe geschöpft, die damit Geld verdienen. Um die Macht der Geldschöpfung wieder in staatliche Hoheit und unter demokratische Kontrolle zu bringen, werden von Reformbefürwortern im Wesentlichen drei Konzepte diskutiert: Das 100%-Geld Konzept (auch bekannt als Chicago-Plan oder Full Reserve Banking), das Vollgeld (Positive Money) und die Modern Monetary Theory (MMT).

 

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Weltweit wird über weitere Reformen unserer Wirtschaftsweise nachgedacht, Konzepte werden ersonnen und so manches ausprobiert. Dabei lassen sich grob zwei Herangehensweisen unterscheiden:

  • Reform von oben, also von Seiten der staatlichen Strukturen aus (Top down)
  • Reform von unten, also durch verändertes wirtschaftliches Handeln der Menschen (Bottom up)

Auf dieser Webseite finden weiterführende Erläuterungen zu den Themen:

Gemeinwohl-Ökonomie

Ethische Geldanlagen

Crowdfunding und Mikrokredite

Share Economy und Schenkökonomie

Ordnungspolitische Ansätze

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Ob wir Wirtschaftswachstum wollen oder nicht, können wir uns nicht aussuchen – unser kapitalistisches Geld- und Wirtschaftssystem muss mindestens in Höhe des Zinsniveaus wachsen um stabil zu bleiben. Die damit einher gehenden stetigen Zinseinkünfte der „Nettozinsgewinner“ sind nicht nur dafür verantwortlich, dass diese immer vermögender werden, sondern erzeugen einen Wachstumszwang, der alternativlos erscheint.

Werden die Zinseinkünfte nicht unmittelbar und vollständig verkonsumiert, sondern wiederum zinsbringend angelegt (was besonders bei größeren Vermögen die Regel ist), setzt die mächtige Zinseszins-Dynamik ein; und eine daraus entstehende „Wachstumsspirale“. Mit den stetig anwachsenden Geldvermögen wachsen auch die Zins- und Renditeforderungen, die diese Vermögen erwirtschaften sollen. Um diese zu begleichen braucht es wiederum zusätzliche Wertschöpfung – sprich: Wirtschaftswachstum.

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Im Volksmund heißt es zum Reichwerden: Die erste Million ist die Schwerste. Wer dieser Volksweisheit auf den Grund gehen will, sollte sich genau anschauen, was ein Investor mit 1 Million Euro anfangen kann. Er kann sein Geld so „anlegen“, wie es die meisten Banken, Fondsverwalter und Finanzberater raten: Als Belohnung winken Zinsen und diese fließen umso stärker, je größer ein Vermögen ist. Die großen Investmentgesellschaften wie Rentenversicherer bekommen bessere Konditionen als ein einzelner Sparer.

Anlagevermögen Jahreseinkommen (in Euro) bei einem Zinssatz von
1% 3% 5% 7% 10%
1000 Euro 10 30 50 70 100
100.000 Euro 1.000 3.000 5.000 7.000 10.000
1.000.000 Euro 10.000 30.000 50.000 70.000 100.000

 

Bei einem Zinssatz von 5% bekommt ein Millionär für das Verleihen seiner Million 50.000 Euro pro Jahr. Das sind mehr als 4000 Euro pro Monat – damit kann man selbst in teuren Städten wie Paris oder München gut leben. Werden die Zinsen allerdings nicht verkonsumiert, sondern dem Vermögen wieder zugeschlagen, setzt die mächtige Zinseszins-Dynamik ein. Denn statt 50.000 Euro Zinsen wie im ersten Jahr bekommt ein Millionär bereits 52.500 Euro im zweiten und über 55.000 Euro im dritten Jahr. Nicht nur sein Vermögen wächst, auch das aus diesem Vermögen gezogene Kapitaleinkommen tut es.

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Der Strom kommt bei uns aus der Steckdose, das Trinkwasser aus dem Hahn und das Geld von der Bank. Die meisten Menschen wissen nicht wie Geld entsteht. Aber wer macht das Geld? Oder in der Fachsprache: Wie wird es geschöpft?

Unser Bargeld wird von der deutschen Bundesbank und der Europäischen Zentralbank (EZB) herausgegeben. Höchstens 10% des Geldes in Deutschland besteht in Bargeld. Dabei bezahlen die Deutschen gerne bar. In anderen Ländern wird noch viel weniger Bargeld genutzt. In der langfristigen Tendenz wird Bargeld weniger verwendet. Das meiste Geld existiert nur digital auf Konten (Giralgeld) und wird von den privaten Banken bei der Vergabe von Krediten geschöpft. Dieses System der Geldschöpfung ist überall auf der Welt gleich: Geld entsteht durch Kredit. Deshalb sind Geld und Schulden zwei Seiten derselben Medaille. Und für jeden Euro Schulden hat irgendjemand auf der Welt einen Euro Vermögen.

Doch was bedeutet Geldschöpfung per Kredit? Wenn eine Bank 100.000 Euro Kredit vergibt, z.B. für einen Immobilienkauf, dann schöpft sie dieses Geld im Prinzip aus dem Nichts. Sie muss zwar eine Mindestreserve von derzeit 8% vorhalten 1
, um diesen Kredit abzusichern und wird auch eine Besicherung in Form von z.B. einer Hypothek verlangen; insofern ist die Kreditschöpfung nicht unbegrenzt möglich. Aber die Bank kann – auch ohne unsere Sparguthaben, Kredite vergeben und damit Geld schöpfen. Banken sind eben nicht nur – wie häufig behauptet wird – Geldvermittler.

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Fußnoten:

  1. Um einen Kredit zu vergeben, benötigt eine Geschäftsbank nur einen kleinen Teil der Kreditsumme als Mindestreserve – nach den aktuellen Bestimmungen von Basel III 8%

Die Stabilität des Systems hängt ab vom Glauben an zukünftige Renditen und erwartetes Wirtschaftswachstum. Denn das Kreditgeldsystem ist ein Glaubenssystem, von lat. credere = glauben. Kredit ist der Glaube an die Fähigkeit des Kreditnehmers, den zur Verfügung gestellten Geldbetrag in der Zukunft – mitsamt Zinsen – zurückzahlen zu können. Alle Kredite gehen mit Zinsforderungen einher. Das Geldsystem bildet damit ab und erzeugt, was dem Kapitalismus als Programm eingeschrieben ist: Kapital muss sich rentieren, die Wirtschaft muss sich immer im positiven (Wachstums-)Bereich bewegen.

Krisenereignisse im kapitalistischen Geld- und Wirtschaftssystem sind Glaubenskrisen. Sie ereignen sich bei „zu wenig“ Wachstum, nicht bei „zu viel“. „Zu wenig“ bedeutet, dass sich ursprüngliche, bei der Kreditvergabe zugrunde gelegte Wachstums- und Renditeperspektiven nachträglich als „übertrieben“ herausstellen bzw. der Glaube daran (aus welchen Gründen auch immer) nachlässt und die Wachstumserwartung nach unten korrigiert wird.

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