Am 18.11.2021 veranstaltet die Monetative eine Webkonferenz zum Thema “Geldgier und Geldhass? Geldkritik seit Platon bis in die Gegenwart”.

Mit dabei ist Raimund Dietz (Ökonom, Vorsitzender des Pro-Vollgeld e.V. Österreich) und Dr. oec. habil. Ulrich Busch (Finanzwissenschaftler).
Die Veranstaltungsseite ist über diesen Link erreichbar.

Eine vorherige Anmeldung ist nötig.

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Prof. Dr. Christian Kreiß ist Volkswirt, Finanzwissenschaftler und ehemaliger Investmentbanker. Im Interview vom 24. November 2016 spricht er offen über Probleme im Geld- und Finanzsystem und Lösungsmöglichkeiten.

Direkt zu den folgenden Fragen springen:

Frage 1: Wie war die Arbeit als Kreditanalyst und im Investmentbanking?

Frage 2: Wie kamen Sie nach neun Jahren Investmentbanking dazu eine akademische Karriere einzuschlagen?

Frage 3: Hat die Finanzkrise 2008 Ihre Einstellung geändert?

Frage 4: Ist die Gier für Investmentbanker ein Problem?

Frage 5: Welche These vertreten Sie im Bezug auf die Vermögensverteilung?

Frage 6: Welche Rolle haben die Notenbanken in Finanzkrisen?

Frage 7: Welche Aspekte sollten in der Finanzwirtschaft stärker beachtet werden?

Frage 8: Wo geht der Trend in der Finanzwirtschaft langfristig hin?

Frage 9: Können Banken aus dem Nichts Geld schöpfen?

Frage 10: Funktioniert Geld wie ein neutrales Schmiermittel?

Frage 11: Wie hat sich die Regulation des Finanzsystems entwickelt?

Frage 12: Wodurch können Finanzkrisen ausgelöst werden?

Frage 13: Was ist das Kernproblem unseres Finanzsystems und wie könnte es gelöst werden?

Frage 14: Wann haben Sie das Verteilungsproblem im Finanzsystem erkannt?

Frage 15: Wie werden Ihre Thesen von Zuhörern aufgenommen?

Frage 16: Welche Grundprinzipien werden in den Wirtschaftswissenschaften gelehrt?

Frage 17: Warum werden die Fehler im Finanzsystem nicht behoben?

Frage 18: Wie haben sich die Machtverhältnisse in den letzten Jahren entwickelt?

Frage 19: Welche Gefahren bestehen durch die Machtkonzentration im Bankwesen?

Frage 20: Was halten Sie von dem Slogan: „Lassen sie ihr Geld für sich arbeiten!“?

Frage 21: Gibt es Lösungen für die Ungleichverteilung?

 

 

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Hervé Dubois ist Wirtschaftjournalist und Autor eines Buches über die WIR-Bank. Von 1995 bis 2014 war er Leiter der Kommunikation bei der WIR-Bank. Im Interview erzählt er von der Geschichte der WIR-Bank seit der Großen Depression und der Gründung 1934.

Direkt zu den folgenden Fragen im Interview springen:

Frage 1: Welche Philosophie steckt hinter dem WIR-System?

Frage 2: Gibt es Solidarität in der WIR-Genossenschaft?

Frage 3: Gibt es auch Nachteile?

Frage 4: Wie hat die Digitalisierung die Kommunikation verändert?

Frage 5a: Welches waren wichtige Meilensteine in der Geschichte der WIR-Bank 1934 – 36?

Frage 5b: Entwicklung der WIR-Bank 1940

Frage 5c: Entwicklung der WIR-Bank 1948

Frage 5d: Entwicklung der WIR-Bank 1958

Frage 5e: Entwicklung der WIR-Bank 1973

Frage 5f: Entwicklung der WIR-Bank 1992

Frage 5g: Entwicklung der WIR-Bank 1995-1998

Frage 5h: Entwicklung der WIR-Bank 2000

Frage 6: Gibt es ein Erfolgsgeheimnis des WIR-Systems?

Frage 7: Ist der WIR-Wirtschaftsring ein geschlossener Kreis?

Frage 8: Was für Menschen sind die Mitglieder der WIR-Genossenschaft?

Frage 9: Wie hat sich die Finanzkrise 2008 auf die WIR-Bank ausgewirkt?

Frage 10: Könnte ein WIR-System den Euro-Krisenländern nützen?

Frage 11: Kann man das WIR-System auch in anderen EU-Regionen anwenden?

Frage 12: Was sind Ihre Hoffnungen im Bezug auf komplementäre Geldsysteme?

Frage 13: Was kann man aus dem WIR-System lernen?

Frage 14: Was bewirkt das WIR Geld?

Frage 15: Was wünschen Sie sich?

 

 

 

Vom 5. bis 7. November veranstaltet das American Monetary Institute (AMI) die internationale Währungskonferenz 2021, welche aus einer Reihe von Zoom-Veranstaltungen bestehen wird.

Melden Sie sich hier an.

Zu den Rednern der Konferenz gehören Laurence Kotlikoff, Miguel Ordóñez, Katharina Serafimova, Ahamed Kameel, Ronnie Phillips, Joseph Huber, Lilian Held-Kwaham, Richard Robbins, Tim Di Muzio, Sergio Rossi, Virginia Hammonand many more luminaries. Die Teilnahmegebühre beträgt 35$.

Es wird drei ZOOM -Sitzungen geben, die am Freitag um 16.00 Uhr (Central Time US) und am Samstag sowie Sonntag um 9.00 Uhr beginnen, mit einer Mittagspause. Die Veranstaltungen enden jeweils am frühen Abend. Die Konferenz wird mit ZOOM durchgeführt, und die Sitzungen werden aufgezeichnet.

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Aufzeichnung der dritten Veranstaltung der Online-Panel-Diskussionsreihe „Corona-Schulden, Finanzmacht und die Zukunft des Geldes“ vom 23.09.2021.

Vor etwa 20 Jahren ging die europäische Währungsunion an den Start mit einem bis dahin einzigartigem neuen Währungsexperiment: dem Euro, der die nationalen Währungen ablöste. Der Euro stärkt einerseits den EU-Binnenmarkt, macht Preise vergleichbar und hat die Spekulation zwischen den nationalen Währungen der europäischen Länder beendet. Auf der anderen Seite sind die währungspolitischen Handlungsmöglichkeiten reduziert worden. So kann die Währung nicht mehr national auf- oder abgewertet und die Zinssätze können national weniger variiert werden.

Dadurch ist der Euro weniger flexibel und in Finanzkrisen angreifbar, wie die Euro-Krisen gezeigt haben. Mit Euros allein stehen die vielen verschiedenen europäischen Volkswirtschaften vor großen Herausforderungen. Es fehlen ergänzende Instrumente, wenn es darum geht z.B. mehr Stabilität, demokratische Teilhabe und Regionalität zu erreichen. Deshalb bauen zivilgesellschaftliche Organisationen sogenannte Komplementärwährungen wie Regional- und Unternehmenswährungen oder Zeit-Tausch-Systeme von unten auf. Sie sollen spezielle Ziele fördern wie lokale Verbundenheit, demokratische Selbstbestimmung, Solidarität unter kleinen und mittelständischen Unternehmen und Nachhaltigkeit.

Monokulturen wie die hiesigen Fichtenwälder sind viel anfälliger gegen Schädlingsbefall und veränderte Umweltbedingungen als ein Mischwald. Kann eine Vielfalt an Währungen ebenso für Krisen-Resilienz und verschiedene Möglichkeiten sorgen? Welche Chancen und Risiken bieten Komplementärwährungen? Wie können Komplementärwährungen durch staatliche bzw. supranationale Institutionen unterstützt werden? Wie kann Kreditvergabe demokratischer gestaltet werden z.B. in Genossenschaften?

Mehr Informationen zur Veranstaltungen finden Sie hier.

 

Teilnehmer:

  • Christian Gelleri (Universität Würzburg / Regios eG.)
  • Philipp Degens (Universität Hamburg)
  • Helga Koch (GLS Bank)
  • Moderation: Kathrin Latsch (Monneta)

 

Weitere Videos dieser Reihe:

  1. Veranstaltung: Staatsschulden – Status quo, Herausforderungen und Reformpotenziale
  2. Veranstaltung: Zentralbanken zwischen Unabhängigkeit, Souveränität und demokratischer Legitimation

Krisenexperte: „Wir brauchen einen grünen Euro“

Klimakatastrophen, Corona-Folgen, Dauerkrisen: Wie finanzieren wir die Herausforderungen der Zukunft? Augsburger Ökonom Stefan Brunnhuber hat eine radikal einfache Lösung.

Herr Professor Brunnhuber, Sie beschäftigen sich als Mitglied der Vordenker-Organisation „Club of Rome“ seit langem mit Menschheitskrisen. Als Ökonom und einziger Deutscher sind Sie jetzt in die internationale Lancet-Kommission zu den Lehren aus Corona und Klimawandel berufen worden. Was sind für Sie die wichtigsten Lehren aus der Pandemie und der jüngsten Flutkatastrophe?

Stefan Brunnhuber: Wir erleiden gerade einen Schock nach dem anderem. Im Grunde erleben wir drei Krisen, die alle mit der Art zusammenhängen, wie wir wirtschaften und wie wir leben: Corona, die Klimakrise und – nicht zu vergessen– einen immer weiter fortschreitenden dramatischen Artenverlust in unserer Natur. Auch Pandemien wie Corona hängen eng damit zusammen, wie wir expansives Wirtschaftswachstum betreiben. Wir dringen weit in Bereiche der Tierwelt ein, und von dort springen Krankheitserreger auf den Menschen über. Auch die Zunahme von extremen Unwettern ist Ausdruck des Zeitalters, in welchem der Mensch zur bestimmenden Urgewalt auf unserem Planeten geworden ist. Wir sprechen von einer neuen erdgeschichtlichen Epoche, dem sogenannten Anthropozän. Wir erleben einen Systemwechsel, der uns radikal herausfordert, über die Art und Weise nachzudenken, wie wir wirtschaften, Politik machen und wie wir gesellschaftlich zusammenleben wollen.

Über einen Kurswechsel für den Klimaschutz wird seit vielen Jahren in Politik und Gesellschaft gestritten. Aber bringen Forderungen nach Verzicht, Einschränkungen und Verboten uns weiter?

Stefan Brunnhuber: Wir müssen uns grundsätzlich fragen, ob die Spielregeln, mit denen die Gesellschaft unser Wirtschaften organisiert, in der Form noch tragen. Ich denke hier aber nicht an Verbote, sondern an eine liberale Agenda. Es geht um einen Staat, der ermöglicht, und nicht um einen, der nur reglementiert. Denn wir lernen in Krisen auch, dass, wenn Menschen Freiheit und Eigenverantwortung genießen, sie ein Maximum an Problemlösungsverhalten an den Tag legen – besser als der Staat es kann. Freie Staaten mit offenen Gesellschaften sind deshalb in der Krisenbewältigung autoritären Systemen immer überlegen.

Sollen wir lieber auf die Kräfte des Marktes setzen, nicht auf den Staat?

Stefan Brunnhuber: Lassen Sie es mich so sagen: Wir brauchen nicht weniger Märkte, sondern viel mehr Markt –aber anders als heute. Wir brauchen nicht weniger Finanzen, sondern viel mehr – aber andere Finanzen. Wir brauchen auch nicht weniger Regeln, sondern unter Umständen sogar mehr Regeln. Aber Regeln, die der Freiheit dienen und die Freiheit freisetzen. Wir haben auf der einen Seite das große Potenzial des privaten Bereichs und auf der anderen den starken öffentlichen Bereich. Wenn wir die großen Krisen mit ihren Schockfolgen bewältigen wollen, müssen wir diese Bereiche neu in Einklang bringen. Das gilt auch für unser Finanzsystem. Die Frage der Klimaschutzpolitik und der Anpassung an unvermeidbare Klimafolgen steht und fällt mit der Frage, wie wir unsere Finanzen organisieren. Wir reden viel von Nachhaltigkeit und langfristigen Zielen, aber die Gesellschaft fährt sehr stark auf Sicht. Vor allem, wenn es ums Geld geht.

Ist das nicht logisch? Wir erleben in der Pandemie und den Flutfolgen, dass die Finanzkraft des Staates an Grenzen stößt. Schon jetzt herrscht Streit, ob Steuern erhöht werden müssen oder künftiges Wachstum das Geld wieder reinspielt…

Stefan Brunnhuber: Die Frage ist, drücken wir nach der Pandemie nur auf den Neustartknopf und machen weiter wie bisher? Oder brauchen wir eine neue Version der Politik? In der klassischen Finanzpolitik belegen wir vorhandene Wertschöpfung mit Steuern und Abgaben und finanzieren damit öffentliche Allgemeingüter wie Straßen, Krankenhäuser und Schulen oder Nachhaltigkeitsprojekte. Das ist klassische Umverteilung. Erst werden die Reichen besteuert, und dann wird ein Kindergarten davon gebaut. Oder man subventioniert erst den Bau eines großen Tiermastbetriebs, um ihn hinterher zu besteuern. Mit dem Steuergeld finanzieren wir dann Anlagen für die Öffentlichkeit, um das Gülle-Nitrat des Betriebs aus dem Wasser zu filtern. Die Idee, zuerst besteuern und dann Allgemeingüter oder Vorsorge zu finanzieren, ist teuer, ineffizient und wird uns für unsere großen Krisen immer weniger nutzen. Ebenso wenig hilft es, Schuldenberge aufzuhäufen und sich als Gemeinschaft von privaten Kapitalgebern abhängig zu machen.

Wie sollte sich der Staat denn sonst für die finanziellen Herausforderungen künftiger Krisen rüsten?

Stefan Brunnhuber: Es gibt neben Steuern und Schulden als dritte Möglichkeit für die Finanzierung von Staatsaufgaben die Zentralbanken. In der Finanz- und Bankenkrise hat die Politik dieses Instrument ergriffen, um den Euro zu retten. Auch beim Billionen-Programm der EU, um die europäische Wirtschaft klimaneutral umzubauen, dem „Green-New-Deal“, kommt im Prinzip mehr als ein gutes Drittel des Geldes von der Europäischen Zentralbank. Das sind keine Schulden; hier schafft die EZB aus sich heraus Liquidität und stellt sie den Banken für die Kreditvergabe zur Verfügung. Das hat den Effekt, dass sich die Bilanzen der Zentralbanken erhöhen und dass einige dieser Mittel vielleicht früher oder später abgeschrieben werden müssen. Das würde aber nichts ausmachen, wenn man mit dem Zentralbank-Geld Allgemeingüter als bleibende Werte schaffen würde. Die Zentralbank könnte das Geld problemlos abschreiben, ohne dass damit eine Inflationsgefahr entstünde.

Das würde nichts anderes bedeuten als Geld drucken. Ist das nicht viel riskanter als Steuererhöhungen und Schulden machen?

Stefan Brunnhuber: Damit unterscheide ich mich von anderen Ökonomen, aber ich sage: Regierungen brauchen nicht unser Geld, um ein Kindergarten zu finanzieren. Wir brauchen Regierungen, die uns die Liquidität zur Verfügung stellen, um Allgemeingüter zu finanzieren. Das ist nicht so absurd, wie es klingen mag. Schauen wir Europäer doch einmal auf das gigantische Projekt der Neuen Seidenstraße der Chinesen. Sie bauen ein gewaltiges Infrastruktur- und Handelsnetz zwischen China, weiten Teilen Asiens und Europa auf. Glaubt ernsthaft jemand, das bezahlen die chinesischen Steuerzahler oder Peking verschuldet sich dafür bei US-Anlegern, damit in Bangladesch ein Flugplatz gebaut wird? All dies läuft mit Kreditvergaben und Entwicklungsbanken, an deren Ende Chinas Zentralbank steht. Auch in den USA kann die Regierung ein nationales Infrastrukturprogramm auflegen, indem die US-Zentralbank Fed einfach das Geld für die Kreditvergabe den Privatbanken zur Verfügung stellt. All das können Sie auch Geld drucken nennen.

Birgt diese Politik nicht doch eine gewaltige Gefahr der Geldentwertung?

Stefan Brunnhuber: Wenn man einfach nur Geld druckt und zugleich die Infrastruktur gleich lässt, entsteht Inflation. In der Weimarer Republik wurde nicht nur Geld gedruckt, sondern die Infrastruktur durch die Siegermächte sogar abgebaut. Wenn man aber das Geld zur Verfügung stellt und intelligent und sensibel investiert, wird der Radius für Wirtschaft und Wohlstand einfach größer. Dann wird nicht einfach mehr Geld in die Wirtschaft gepumpt, sondern die Infrastruktur erweitert. Zentral ist, dass dies im Sinne der Nachhaltigkeit geschieht, indem sich die Gesellschaft gegen ihre wachsende Verwundbarkeit in großen Krisen schützt, aber auch die Zukunftsprobleme löst. Die internationale Gemeinschaft hat sich ja nicht nur verpflichtet, die Treibhausgase in den kommenden Jahrzehnten radikal zu reduzieren, sondern zeitgleich auch in 17 UN-Nachhaltigkeitszielen für eine Welt ohne Hunger zu sorgen, die Armut zu beenden, in allen Ländern Bildung sicherzustellen und Ungleichheiten zu beseitigen. Wenn man das ernst nimmt – und das tue ich – braucht man gewaltige Finanzmittel, um die größten Probleme der Welt noch in dieser Generation zu lösen.

Über welche Summen sprechen wir?

Stefan Brunnhuber: Wenn wir in den kommenden 15 Jahren die in den Nachhaltigkeitszielen genannten Probleme der Welt lösen wollen, benötigen wir jedes Jahr fünf Billionen US-Dollar. Das wäre mehr als die weltweiten Militärausgaben, aber das kann man nicht einfach über höhere Steuern oder Schulden finanzieren. Auf der anderen Seite steigen die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Kosten des Klimawandels und vieler anderer Krisenfolgen exponentiell an, wenn wir nicht jetzt mehr dagegen unternehmen und investieren. All das wissen wir, und es ist sogar politischer Konsens: Die UN-Nachhaltigkeitsziele wurden von allen Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen beschlossen. Wir haben die technologischen Möglichkeiten und die wissenschaftlichen Erkenntnisse, binnen nur 15 Jahren die Probleme der Welt zu lösen. Was uns fehlt, ist das Geld und die Kaufkraft. Der beste Weg wäre, die wichtigsten Zentralbanken stellen das Geld dafür in einer grünen, zweckgebundenen Währung zur Verfügung: Der Teich des Geldes würde einfach größer ohne Inflation.

Sie fordern eine digitale Parallelwährung, damit das Geld nicht in falsche Kanäle gerät. Wie soll das funktionieren?

Stefan Brunnhuber: Wir brauchen einen grünen Euro als digitales Zentralbankgeld und als Parallelwährung. Viele Zentralbanken entwickeln mit sogenannten Blockchain-Technologien bereits digitale Währungen. Das darf man jetzt nicht mit dem Bitcoin verwechseln, der hochspekulativ und technisch ein absoluter Oldtimer mit vielen negativen Seiten ist. Ein grüner Euro hätte ein digitales Vertragsprotokoll eingebaut, dass automatisch seine Bezahlungsmöglichkeit auf nachhaltige Verwendung einschränkt: Sie können damit Klimainvestitionen finanzieren, aber keine Waffen oder Korruption. Sie können am Ende damit auf Ihrem Konto zum Beispiel Lebensmittel wie einen regionalen Apfelsaft kaufen, aber nicht Schnaps und Zigaretten. Die Technik ist überhaupt kein Problem und wird für andere Zwecke längst eingesetzt. Am Ende hätten wir zwei Währungen, die in positivem Wettbewerb miteinander stehen: der normale Euro und ein wachsender grüner Euro. Parallelwährungen sind auch nichts Neues. Aber sie haben oft einen positiven Effekt. Es ist wie beim Fahrradfahren: Mit zwei Rädern fährt man besser und sicherer.

Aber ist dieses Modell am Ende nicht völlig unrealistisch und politisch kaum umsetzbar?

Stefan Brunnhuber: Ich halte es für den realistischsten Weg, wenn wir die drängendsten Probleme der Menschheit noch in unserer Lebenszeit lösen und nicht kommenden Generationen überlassen wollen. Wir können mit einer grünen Parallelwährung die Überwindung von Armut und Hunger finanzieren, ebenso Klimaschutz, Pandemie-Bekämpfung und Infrastruktur zur Anpassung an Klimafolgen. Es wäre genau der Hebel, den wir brauchen. Es entstehen zusätzliche grüne Jobs, grünes Einkommen und mehr Steuereinnahmen. Wir könnten in nur einer Generation ein großes Bisschen die Welt retten. Wie wollen wir es sonst machen? Wann, wenn nicht jetzt? Stellen wir uns doch mal vor, die ganzen Krisen träfen uns mit einem Schlag: Wie ein Asteroid, der unser Land trifft. Wir können mit unseren Warn-Apps und Sirenen jetzt alle Menschen vorher in Sicherheit bringen. Aber würden wir, um ein Fünftel des zerstörten Landes schnell wiederaufzubauen, die Steuern für den Rest der Bevölkerung erhöhen und Riesenschulden machen? Nein, wir würden die EZB einschalten. Warum ziehen wir also nicht die Lehren aus den gegenwärtigen Krisen und handeln jetzt intelligent für die Zukunft?

 

Quelle: Augsburger Allgemeine (05.08.2021)

 

Financing the Anthropocene

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Aufzeichnung der zweiten Veranstaltung der Online-Paneldiskussions-Reihe „Corona-Schulden, Finanzmacht und die Zukunft des Geldes“ vom 16.09.2021.

Der enorme Einfluss der Europäischen Zentralbank (EZB) in den Krisenverläufen seit 2008 wird selten abgestritten. Dabei zeigte sich deutlich, dass ihr Handeln essentiell für die Aufrechterhaltung des europäischen Finanzmarktes ist. Bei Beginn der COVID-Krise agierte die EZB gezielter und schneller, um Maßnahmen zu ergreifen, als es ihr in den vorherigen Krisen gelang. Ihr Handeln ist dabei stark geprägt durch ihr Mandat der Preisstabilität und von ihrer institutionellen Unabhängigkeit. Seit einigen Jahren gewinnen jedoch Forderungen nach einer Demokratisierung und Kontrolle der Zentralbankpolitik und eine Ausweitung des Mandats in Hinblick auf z.B. wirtschaftliches Wachstum an Bedeutung. Ebenso steht sie einerseits als Institution des Euro an der Spitze der Geldhierarchie in der Eurozone und sieht sich andererseits Herausforderungen durch aufkommende Digitalwährungen privater Unternehmen gegenübergestellt.

Der Finanzsektor ist in den letzten Jahrzehnten auf eine vielfache Größe der Realwirtschaft angewachsen. Wie ist diese Diskrepanz zwischen diesen Größen erklärbar und was bedeutet das insbesondere für die Machtverhältnisse? Wie können Zentralbanken die realwirtschaftlichen Herausforderungen wie nachhaltige Investitionen, Beschäftigung und soziale Gerechtigkeit angehen? Ist die EZB der Aufgabe gewachsen, dauerhaft Lösungen für zukünftige Finanzmarktturbulenzen bereitzustellen? Inwiefern ist ihr Mandat dafür ausreichend? Wer profitiert von den Maßnahmen der EZB? Wie legitim ist die Unabhängigkeit der Zentralbank vor dem Hintergrund globaler krisenhafter Herausforderungen wie beispielsweise dem Klimawandel? Ist das Mandat der Preisstabilität hinreichend, um auf Krisen zu antworten? Welche Herausforderungen bringen Digitalwährungen privater Unternehmen für das staatliche Währungsmonopol mit sich? Bieten neue Entwicklungen wie beispielsweise das digitale Zentralbankgeld CBDC eine adäquate Antwort darauf?

Mehr Informationen zur Veranstaltung erhalten Sie hier.

 

Teilnehmer:

  • Jürgen Schaaf (EZB)
  • Helge Peukert (Universität Siegen)
  • Michael Peters (Finanzwende Recherche)
  • Moderation: Thomas Fricke (Forum New Economy)

 

Weitere Video dieser Reihe:

1. Veranstaltung: Staatsschulden – Status quo, Herausforderungen und Reformpotenziale
3. Veranstaltung: Der Euro und die Demokratisierung von Geld und Kredit

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Aufzeichnung der ersten Veranstaltung der Online-Paneldiskussions-Reihe „Corona-Schulden, Finanzmacht und die Zukunft des Geldes“ vom 09.09.2021.

Im Zuge wiederkehrender Finanz- und Wirtschaftskrisen, wie aktuell der Corona-Krise, stellt der Staat immer wieder gigantische Mengen an Geld zur Verfügung. Doch woher kommt das Geld und welche Auswirkungen hat die Erhöhung der Geldmenge tatsächlich auf die Wirtschaft und den Finanzmarkt? Während die einen eine schnelle Rückkehr zur Einhaltung der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse fordern und Staatsausgaben vor allem über Steuern finanzieren wollen, weisen andere darauf hin, dass sich seit neustem die Zinsen deutscher Staatsanleihen im negativen Bereich befinden: der Staat zahlt somit weniger zurück, als er aufgenommen hat. Ansichten der Modern Monetary Theory (MMT) gehen darüber hinaus und betonen die unbegrenzten Möglichkeiten eines Staates zur Schuldenaufnahme in Eigenwährung.

Welche Probleme ergeben sich angesichts dieser Spannungen für das Euro-System? Welche Wirkungen kann es haben, die Aufnahmefähigkeit von Schulden an neue Kriterien zu knüpfen? Welche Folgen hätte dies insbesondere auf internationaler Ebene? Inwiefern spielen wirtschaftliche und währungsbezogene Voraussetzungen eine besondere Rolle für die Schuldenaufnahmefähigkeit von Staaten?

Mehr Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier.

 

Die Teilnehmer der Diskussion:

  • Dirk Ehnts (Pufendorf-Gesellschaft, TU Chemnitz)
  • Anne Löscher (Universität Siegen)
  • Florian Kern (Dezernat Zukunft)
  • Moderation: Carl Mühlbach (Fiscal Future)

 

Weitere Video dieser Reihe:

2. Veranstaltung: Zentralbanken zwischen Unabhängigkeit, Souveränität und demokratischer Legitimation
3. Veranstaltung: Der Euro und die Demokratisierung von Geld und Kredit

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Angesichts der Corona-Wirtschaftskrise hat monneta gemeinsam mit anderen Geldreform-Organisationen 10 Forderungen aufgestellt, wie das Geldsystem besser dem Gemeinwohl, der Demokratie und der sozialen Gerechtigkeit dienen kann. In einem Vortrag haben Dirk Ehnts und Kathrin Latsch diese beim online-GLS-Geldgipfel 2021 vorgestellt: „Geld regiert die Welt – aber wer regiert das Geldsystem?“ Mehr dazu im Vortragsvideo.

Online-Panel-Diskussionsreihe: Wir leben in Zeiten eines rasanten Umbruchs, in denen Geld wichtiger ist denn je. Daher bieten der Arbeitskreis Plurale Ökonomik Hamburg und monneta die  Online-Panel-Diskussionsreihe „Corona-Schulden, Finanzmacht und die Zukunft des Geldes – Welche demokratischen Wege führen aus der Krise?“ an.
23.09.2021 16 Uhr: Der Euro und die Demokratisierung von Geld und Kritik: Währungsvielfalt als Möglichkeit für den Wandel von unten?

In der dritten Veranstaltung werden Christian Gelleri, Philipp Degens und Helga Koch Bottom-Up-Ansätze und demokratische Ausgestaltungsmöglichkeiten des Geldsystems diskutieren. Moderation: Kathrin Latsch (monneta)
Die Panels beginnen jeweils um 16 Uhr und die letzte halbe Stunde gehört den Fragen des Publikums. Diese Chance sollte man sich nicht entgehen lassen! Die Anmeldung und mehr Informationen finden Sie hier.