Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft fordert offene Diskussion und veröffentlicht den neuen Sammelband „Die Parallelwährung: Optionen, Chancen, Risiken“
Immer mehr Ökonomen sprechen sich für die Einführung von Parallelwährungen in der Eurozone aus. In einer gemeinsamen Erklärung heißt es: „Bei einer Parallelwährung wird zusätzlich zum Euro eine weitere Währung eingeführt. Dadurch können Defizitländer wettbewerbsfähiger werden und die Europäische Währungsunion bleibt in den Grundzügen erhalten.“
Am 24. Juli 2012 hatte der Bundesverband mittelständischer Wirtschaft (BVMW) in Kooperation mit MonNetA in Berlin zu einem Workshop eingeladen. Die Vorträge und Arbeitsergebnisse sind jetzt in einem Sammelband veröffentlicht. Der Tenor: „Parallelwährungen bieten Krisenstaaten wie Griechenland die Chance, langfristig im Euro zu bleiben und gleichzeitig gezielt die heimische Wirtschaft wiederzubeleben.“ Parallelwährungen seien deshalb besser als die anderen bisher diskutieren Maßnahmen geeignet, die Integrität der Euro‐Zone zu bewahren und neue Ventile zu schaffen, durch die der Druck der wirtschaftlichen Ungleichgewichte abgebaut werden kann.
In der Abschlusserklärung fordern die Unterzeichner die Verantwortlichen auf, Alternativen zur derzeitigen Euro‐Krisenpolitik zu prüfen. „Die Einrichtung einer Parallelwährung, die auch mit Artikel 128 AEUV vereinbar ist“, betrachten sie als „eine ökonomisch überzeugende und politisch durchsetzbare Alternative.“
Die derzeitige Politik der EZB, zusätzliche Liquidität in den Markt zu drücken, mag helfen die Krisen‐ symptome vorübergehend zu lindern. Der selbstverstärkende Abwärtstrend aus Handelsbilanzungleichgewichten, explodierender Staatsverschuldung und überhöhten Zinsen in den Defizitländern ist damit nicht zu stoppen – im Gegenteil: die realwirtschaftlichen Disparitäten zwischen den Eurostaaten werden weiter verschärft. Parallelwährungen könnten den Trend umdrehen und den Ländern ein Aufholen aus eigener Kraft ermöglichen.
Nach Ansicht von BVMW‐Präsident Ohoven sei es „notwendig zu fragen, ob es nicht bessere Ansätze als den derzeitigen Kurs gibt.“ Bisher sei noch jeder Euro‐Gipfel als final und jedes neue Rettungspaket als alternativlos verkauft worden. Die Suche nach dauerhaft wirksamen Alternativen sei hingegen zu lange vernachlässigt worden. Mit einer Parallelwährung würde die Bevölkerung neue Chancen erkennen und auch die notwendigen Strukturreformen stärker unterstützen, so Ohoven.
Die Studie des BVMW können Sie hier ansehen und als PDF-Dokument (1,8 MB) herunterladen.
MonNetA hatte bereits im Mai 2013 eine Übersicht aktueller Parallelwährungs-Vorschläge für die Eurozone vorgestellt und einen Aufruf gestartet.