Der Berliner Sommer bringt wie immer viele Menschen zusammen. Dieses Jahr, Ende Juni, galt dies sogar für eine größere Zahl an Geldreform Experten – mehr als im deutschsprachigen Raum seit dem Beginn der Corona-Krise und der Tagung „Der nächste Crash als Chance“ (07.02.2020) auf einer Bühne zu finden waren.

Ermöglicht wurde dies von dem unermüdlichen Engagement vor allem von drei Organisatoren, Renate Börger, Simon Sonnenberg und Michael Bader und ihrem Talent, sperrige und komplexe Inhalte sowohl publikumswirksam aufzubereiten als auch Interessierte aus Netzwerken einzuladen, die sich bislang noch nicht hauptsächlich mit den verschiedenen Geldreformansätzen auseinandergesetzt hatten.

Den Vorlauf zu diesem “Geldsymposium”, das am 27. & 28. Juni 2025 in den schönen Räumen des Treptower Rathauses stattfand, bildete die “Geldmatrix”: ein übersichtliche Zusammenstellung von acht Reform-Ideen und Analyse-Ansätze, von Vollgeld über MMT bis zu Regiogeld. Dafür hatten sie die Haupt-Vertreter von acht Ideen dazu gebracht, ihre Positionen und Vorschläge anhand eines Fragebogens zu erläutern und vergleichbar zu machen. Parallel dazu erstellte Videos, Wort- und Ton-Beiträge die jeweils über Soziale Netzwerken verbreitet wurden, erreichten ein breites Publikum u.a. weil sie auch über die Community und den Newsletter von monneta verbreitet wurden.

Auf dem Podium (von links): Samira Kenawi, Christian Gelleri, Josef Huber, Maximilian Runge-Segelhorst. Christian Felber, Norbert Bernhold. Nicht zu sehen: Michael Bader, Renate Börger und Moderator Simon Sonnenberg.

Zum vorläufig krönenden Abschluss kamen dann fast alle der befragten Idee-Träger zum Symposium in Berlin zusammen, um in einem vollbesetzten Saal zwei volle Tage lang Rede und Antwort zu stehen. Einer der Experten, Christian Felber aus Österreich, der auch seinen Ansatz von “Geld als öffentliches Gut” vertrat, moderierte am letzten Tag noch einen ambitionierten Prozess, der noch einen Schritt weiter gehen sollte. In der Form des von ihm entwickelten “Demokratischen Konvents” sollten die Gemeinsamkeiten aller repräsentieren Standpunkte zu einer gemeinsamen Position zusammengebracht werden – als Vorgeschmack dafür, wie ein politischer aber bevölkerungsnaher Partizipationsprozess zur Reform des heutigen Geld- und Finanzsystems aussehen könnte.

Die anderen Ideenträger an diesen zwei Tagen waren Samira Kenawi (Warengeld), Michael Bader (Achberger Schule), Norbert Bernhold (Solidarisches Geld), Joseph Huber (Vollgeld), Maximilian Runge-Segelhorst (Modern Monetary Theory) und Christan Gelleri (Regionalgeld). NIcht dabei sein konnte Aaron Sahr (Politisierte Geldschöpfung), seine Ideen und Beschreibungen wurden aber mehrfach von den anderen Teilnehmern angeführt.

Es war nicht nur beeindruckend zu beobachten, wie so vielen eigenständigen Gedanken zum Thema Geld an diesem Wochenende Raum und Zeit eingeräumt wurden, sondern auch wie ausdauernd und bemüht Vortragende und Publikum aufeinander eingingen. Die Bemühungen um einen gemeinsamen Standpunkt am letzten Tag fühlten sich ebenso aufrichtig an. Nur schien am Ende leider doch die benötigte Zeit zu fehlen, um überhaupt alle Standpunkte ausführlich zu beleuchten, Widersprüche aufzudecken und gemeinsame Vorschläge genau zu formulieren.

Die Veranstaltung war ausverkauft, der große Saal im Treptower Rathaus gut gefüllt.

Wie schwierig ein solches Unterfangen ist, hatten monneta und einige andere der vertretenen Reform-Schulen bereits in den Pandemie-Jahren erfahren, als das “Forum Geldwende” genau solche Gemeinsamkeiten in einem, viele Monate dauernden, partizipativen Prozess suchte. Die 10 gemeinsamen Forderungen (nachzulesen hier), die am 30.04.2021 zum GLS-Geldgipfel veröffentlicht wurden, sind auch heute noch gültig und schienen bereits den kleinsten gemeinsamen Nenner zu umreißen. Sich innerhalb eines Nachmittages auf eine komplette neue Geldordnung zu verständigen, konnte also nur eine Übung sein, um das Vorgehen des Systemischen Konsensierens kennenzulernen und aufzuzeigen, wie wichtig genaues Zuhören beim Thema Geld ist und auch in Zukunft sein wird. An der genauen Definition selbst der grundlegendsten Begrifflichkeiten wird man dann schließlich auch nicht vorbei kommen. Möglicherweise kann man aber an den Ergebnissen des „Forum Geldwende“ anknüpfen.

Die Schwierigkeit liegt dabei natürlich auch in der Vielfältigkeit der Blickwinkel, von denen es bei einem so umfassenden Thema wie Geld und Wirtschaft natürlich einige gibt. Anders als bei monneta, wo monetäre Diversität eine Hauptzielrichtung aller Bemühungen ist, wurde dem Wert der Vielfalt am Ende des Symposiums leider wenig Platz eingeräumt. Dies liegt wohl grundsätzlich auch daran, dass sowohl Veranstalter als auch viele der Teilnehmer mit einem monolithischen Geldbegriff zu operieren schienen. Grob gesagt lässt sich dieser in der Annahme zusammenfassen, dass es nur ein Geld geben kann oder darf. Folglich ging der Diskurs dann auch darum, was dieses “richtige” Geld sei, wie es zu schöpfen und zu verteilen sei.

Christian Felber beim Moderieren des “Demokratischen Geldkonvents”: Dies was eine Demonstration des Systemischen Konsensieren als partizipatives Vorgehen bei Fragen, zu denen Abstimmungen und Mehrheitsentscheide keine befriedigende Lösung bieten.

Kaum nahm es dann Wunder, dass das Regiogeld, als eine der einfachsten Formen monetärer Vielfalt, in der Zusammenfassung der Veranstaltung vonseiten der Organisatoren nicht mehr erwähnt wurde (nachzulesen hier). Andere Währungsreformen wurden gar nicht erfasst oder pauschal verurteilt, zum Beispiel unter dem nicht weiter ausgeführten Schlagwort “Krypto”. Auch da wird in Zukunft viel mehr Zuhören nötig sein.

Nichtsdestotrotz ist es erfrischend zu sehen, dass wieder mit viel Elan und Hintergrundwissen an neuen und breiten Allianzen gewoben wird. Die Betreiber der Plattform “Geld der Zukunft”, aus der heraus auch das Geldsymposium entstand, möchten sich als nächstes in eine Bildungsinitiative und Denkfabrik weiter entwickeln. Der vorgesehenen Name “MoneyWatch” ist ähnlich wie der unsere Partner-Organisation “Finance Watch” in Brüssel – nur dass es dabei nicht nur darum gehen soll, was mit Geld gemacht wird, sondern auch darum, wie Geld gemacht wird. Den Dialog zwischen den verschiedenen Denkschulen weiter zu pflegen, ist eines der ausgemachten Ziele – ebenso wie ein weiteres Geldsymposium zu veranstalten. Wir hoffen, dass dann auch monetärer Diversität mehr Platz eingeräumt wird und der Geldbegriff nicht auf eine nationale oder europäische Währung reduziert bleibt (wie die Begriffe offener und anschlussfähiger verwendet werden können, demonstriert monneta, zum Beispiel hier). Wir werden den Veranstaltern eng verbunden bleiben und hoffen, dass im kommenden Jahr wieder ein Geldsymposium stattfindet.

Webseite der Veranstalter, mit Geldmatrix:
https://www.geld-der-zukunft.org