Will Ruddick war schon seit vielen Jahren ein Star in der eingeschworenen Gruppe von Komplementärwährungs-Enthusiasten weltweit. Schon 2008 war er für eine Freiwilligen-Dienst nach Kenia gezogen – und dort geblieben mit der Hoffnung Wirtschaft und Gemeinschaft neu denken zu können wo es am meisten gebraucht wird. Seine frühen Währungs-Experimenten wie der Eco-Pesa (2010), die noch von nationaler Währung gedeckt waren (ähnlich wie viele deutsche Regionalgelder) führten ihn 2013 dazu eine Währung in einem sehr benachteiligten Stadtteil von Mombasa (Kenia) zu lancieren. Dieses Projekt machte Schlagzeilen, kaum dass es gestartet hatte. Der “Bangla-Pesa” hatte nichts mit der nationalen Währung (Kenianische Schillinge) zu tun. Und trotzdem (oder vielleicht auch deswegen) fand sich Ruddick mit mehreren Mitarbeitern plötzlich in einem dunklen Gefängnis wieder. Der lokalen Polizei war es offensichtlich unheimlich gewesen zu beobachten, wie eine andere Organisation als die Zentralbank eine Währung herausbrachte. Just zu der Zeit hätte Ruddick mit mehreren Kollegen auch aus dem Monneta-Netzwerk für einen Vortrag auf einer internationalen Konferenz in Den Haag sein sollen. Sein Fehlen dort transportierte die Nachricht von dem plötzlich überall bekannten Währungsexperiment wohl schneller in die Welt, als es sein Vortrag geschafft hätte.
 Die rechtlichen Angriffe waren schnell beigelegt und selbst Regierungsangehörige in Kenia stellten sich bald auf Wills Seite und unterstützten die Idee einen von innen heraus generierten Art der Entwicklungshilfe. In den kommenden Jahren wurde der Bangla-Pesa vielfach repliziert und Methoden, Währungs-Design und Management wurden durch das Sarafu-Netzwerk weiterentwickelt und verbreitet. Gleichzeitig gab es auch erste Versuche, die zunächst nur als Papiergeld herausgegebene Währung online zu bringen. Mit M-Pesa, einem Bezahlsystem großer Mobilfunkanbieter, waren die meisten Menschen in Ostafrika bereits an private Zahlungsdienstleister gewöhnt. Und anfängliche polizeilichen Anfeindungen legte es nahe, die Versprechen der Blockchain-Technologie auf ihren praktischen Nutzen zu überprüfen. Auch in Sachen technologischer Entwicklung, Bereitstellung von anonymisierten Daten für Forschungszwecke und publikumswirksamer Verbreitung der Ideen neuer Währungssysteme war Ruddick seitdem führend.
Die rechtlichen Angriffe waren schnell beigelegt und selbst Regierungsangehörige in Kenia stellten sich bald auf Wills Seite und unterstützten die Idee einen von innen heraus generierten Art der Entwicklungshilfe. In den kommenden Jahren wurde der Bangla-Pesa vielfach repliziert und Methoden, Währungs-Design und Management wurden durch das Sarafu-Netzwerk weiterentwickelt und verbreitet. Gleichzeitig gab es auch erste Versuche, die zunächst nur als Papiergeld herausgegebene Währung online zu bringen. Mit M-Pesa, einem Bezahlsystem großer Mobilfunkanbieter, waren die meisten Menschen in Ostafrika bereits an private Zahlungsdienstleister gewöhnt. Und anfängliche polizeilichen Anfeindungen legte es nahe, die Versprechen der Blockchain-Technologie auf ihren praktischen Nutzen zu überprüfen. Auch in Sachen technologischer Entwicklung, Bereitstellung von anonymisierten Daten für Forschungszwecke und publikumswirksamer Verbreitung der Ideen neuer Währungssysteme war Ruddick seitdem führend.
Nun, circa zehn Jahre später, wenn man ihn über sein Werk reden hört, wie bei der Vorstellung seines jüngst erschienen Buches “Grassroot Economics Reflections and Practice” (als PDF hier frei zugänglich), kann es ein wenig Zeit und Aufmerksamkeit brauchen, um in seinen Beschreibungen den Anschluss an seine bisher erwähnten Leistungen zu finden.
Mit der Art, in der er heute seine Arbeit und seine Ideen beschreibt, machte er einen weiten Bogen um die Begriffe “Geld” und “Währung”. Zu tief verwurzelt fand er die negativen Anklänge und die falschen Vermutungen, die seine Nutzung in Afrika mit diesen althergebrachten Worten verbanden. Statt Mühe darauf zu verwenden, die Begriffe neu zu besetzen und ihnen eine andere Bedeutung zu geben, im Konzeptionellen wie im Praktischen, verlagerte er seinen eigenen Sprachgebrauch lieber auf Konzepte, die ohnehin positiv besetzt sind, und vielleicht ebenso alt.
So ist der zentrale Begriff nun das “Commitment Pooling” – also sinngemäß das Zusammentragen von Zusagen, selbstgewählten Verpflichtungen. Und aufgrund dieser Verpflichtungen erlauben seine Systeme es, den einzelnen Kredit für die Leistungen anderer aufzunehmen. Auch wenn dieser Kredit schließlich in Form von elektronischen Einheiten verrechnet wird, wird man seine Beschreibung als Währung lange suchen müssen. Der Begriff, der dem in Ruddicks Beschreibungen noch am nächsten kommt, ist der des Gutscheins (Vouchers), der jeweils genau beschreibt, für welche zukünftige Leistung er von den Nutzern eingelöst werden kann. Damit in einer Vielzahl von unterschiedlichen Versprechungen die Vergleichbarkeit und Nutzbarkeit im Alltag nicht verloren geht, bleiben Konzepte wie die Definition eines Wert Maßstabes und auch die Preisfindung weiterhin Teil des Programms. Noch dazu besteht die Möglichkeit über Individuen, die in mehreren Gemeinschaften Verpflichtungen eingegangen sind, die Überlappung verschiedener Wertesysteme nutzbar zu machen. Eine Art weiter formalisierter “Leistungs-Deckung” mit Clearing-Funktion, wie sie auch von vielen Komplementärwähungs-Erfindern immer wieder angestrebt wird.
Das dieses Pooling in nunmehr fast 150 Gemeinschaften angewandt wird (live Daten und Demos auf Sarafu.network jederzeit abrufbar) und auch das Internationale Rote Kreuz Pilotprojekte Mit Will Ruddick durchgeführt hat, spricht dafür, dass die Begrifflichkeiten bei Nutzern weniger befremdlich klingen, als “Währungsexperten” meine würden. Ein Grund dafür, und das stellt Ruddick sowohl im Buch als auch im Vortrag eindrücklich dar, ist der Befund, dass überall auf der Welt entsprechende Praktiken historisch bekannt waren. Sogenannte “ROLAS” (rotating Labour Associations), oder “ROSCAS” (rotating saving and credit associations) sind in fast allen Kulturen bekannt. Ob die Verpflichtungen dabei in Arbeitsstunden (für Feldarbeit oder das Errichten einer Scheune) oder in nationaler Währung eingegangen wurden, spielt für das Prinzip keine Rolle. In Afrika schon gar nicht, wo diese Praktiken aus dem intergenerationellen Gedächtnis noch nicht verschwunden sind oder sogar noch praktiziert werden, vor allem im ländlichen Raum.
 Und trotzdem nimmt es Wunder, dass es hier gelingt, diese alten Kulturpraktiken mit modernsten elektronischen Technologien zusammenzubringen. Ein Glücksgriff in diesem Zusammenhang, dass auch der IT-Mitarbeiter das Sarafu-Netzwerks bei der Buchvorstellung virtuell anwesend war und praktische Fragen aus dem Publikum beantworten konnte (von Minute 58 in der Aufzeichnung – hier in den Videos unserer Mediathek). Mittlerweile wird Ruddick auch international angefragt, um Gemeinschaften zu helfen, ihre Werte und Möglichkeiten wiederzuentdecken, auch an Orten wie Jackson (Mississippi) USA. So wird auch in Zukunft hoffentlich noch viel von Will Ruddick zu hören und zu sehen sein. Die Lektüre seines Buches ist die beste Möglichkeit, die Entwicklung nachzuvollziehen – und an den Beispielen aus seiner praktischen Arbeit und durch hilfreiche Tipps zu lernen. Für alle Interessierten mit weniger Zeit bietet die Videoaufzeichnung seiner Buchvorstellung bei monneta einen schnellen Überblick und persönlichen Eindruck von Will, seiner Arbeit und Ideen (123 Minuten, mit englischen Untertiteln).
Und trotzdem nimmt es Wunder, dass es hier gelingt, diese alten Kulturpraktiken mit modernsten elektronischen Technologien zusammenzubringen. Ein Glücksgriff in diesem Zusammenhang, dass auch der IT-Mitarbeiter das Sarafu-Netzwerks bei der Buchvorstellung virtuell anwesend war und praktische Fragen aus dem Publikum beantworten konnte (von Minute 58 in der Aufzeichnung – hier in den Videos unserer Mediathek). Mittlerweile wird Ruddick auch international angefragt, um Gemeinschaften zu helfen, ihre Werte und Möglichkeiten wiederzuentdecken, auch an Orten wie Jackson (Mississippi) USA. So wird auch in Zukunft hoffentlich noch viel von Will Ruddick zu hören und zu sehen sein. Die Lektüre seines Buches ist die beste Möglichkeit, die Entwicklung nachzuvollziehen – und an den Beispielen aus seiner praktischen Arbeit und durch hilfreiche Tipps zu lernen. Für alle Interessierten mit weniger Zeit bietet die Videoaufzeichnung seiner Buchvorstellung bei monneta einen schnellen Überblick und persönlichen Eindruck von Will, seiner Arbeit und Ideen (123 Minuten, mit englischen Untertiteln).
Webseite von Grassroots Economics mit vielerlei Information und Updates hier.