Der Bericht gibt einen Überblick über die Konferenz, die sich mit Komplementärwährungen und monetärer Innovation befasst. Leitthema: Die Zukunft des Geldes – Demokratie, Regionalität und Inklusion. Er fasst die Veranstaltung zum Klimabonus zusammen und informiert über die Mitgliederversammlung von RAMICS.

Rebecca Klant, Niambi Njoroge, Kalina Magdzinska (von links nach rechts)

Kalina Magdzinska & Rebecca Klant, 11. November 2024

Alle zwei Jahre veranstaltet RAMICS (RAMICS – Research Association on Monetary Innovation and Community and Complementary Currency Systems) eine Konferenz, die Expert*innen, Forschende und Praktiker*innen zusammenbringt, um Ideen, Lösungen und Innovationen für aktuelle monetäre Herausforderungen zu diskutieren. Die internationale Forschungsgesellschaft widmet sich unter anderem dem Themenfeld der Komplementärwährungen, das immer stärker an Relevanz gewinnt. Im Fokus stehen alternative Währungssysteme, die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen von Komplementärwährungen sowie deren Rolle bei der Förderung von Nachhaltigkeit und regionaler Widerstandsfähigkeit. 

Nachdem die letzte Konferenz 2022 in Sofia, Bulgarien stattfand (wir berichteten: Bericht: 6. Internationale Forschungskonferenz zur monetären Vielfalt: Sofia, Okt 2022 – Monneta) versammelten sich die Teilnehmenden in diesem Jahr in der geschichtsträchtigen italienischen Hauptstadt Rom. Vom 6. bis 8. November 2024, bot die Konferenz im CNR ISSIRFA (National Research Council Institute for the Study of Regionalism, Federalism, and Self-Government) drei intensive Tage voller Vorträge, Podiumsdiskussionen und Workshops. Sie ermöglichte sowohl den fachlichen Austausch als auch die Diskussion aktueller Entwicklungen und zukunftsweisender Trends. Das Leitthema lautete: „The Future of Money: Democracy, Localism and Inclusion.“

Das diesjährige Konferenzprogramm war thematisch breit gefächert und bot Einblicke in die vielfältigen Formen monetärer Innovationen weltweit. So wurden beispielsweise Studien zu lokalen Währungssystemen, wie auch neue digitale Komplementärwährungen, die sowohl in städtischen als auch in ländlichen Regionen an Bedeutung gewinnen, präsentiert. Auch die Rolle alternativer Währungen als Werkzeuge zur Förderung sozialer Inklusion und wirtschaftlicher Resilienz war Gegenstand mehrerer Vorträge. Kontroverse Debatten wurden insbesondere zum großen Thema Tokenisierung und Crypto-Currency geführt. Während die einen Potenziale der Demokratisierung in der Blockchain als Technologie für moderne Komplementärwährungen sehen, präsentieren andere, wie wenig Mehrwert die Anwendung derselben in Pilotprojekten produziere. Bei einem Punkt waren sich alle einig: um die vielfältigen Argumente hinreichend differenziert auszutauschen, werden wir auch nach der RAMICS 2024 Räume und Zeit benötigen.  Der Blick in das Programm lohnt sich auch nach dem Kongress noch.

Am Donnerstag stellten Kalina Magdzinska und Rebecca Klant als Vertreterinnen von monneta das Praxispapier vor, an dem sie gemeinsam mit Christian Gelleri in den letzten Monaten geschrieben haben. Das Thema: Ein analytischer Blick auf die Entwicklung des Klimabonus in der Region Flensburg (LINK: Region Flensburg – Klimabonus-Freshup).
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ür das Papier „Success Factors and Challenges of the Climate Bonus Flensburg: A Real-World Lab Analysis“ wurde die Region Flensburg genauer untersucht und die Erfahrungen nach einem Jahr Betrieb zusammengefasst.

Zentrale Elemente waren die Erfolgsfaktoren und Herausforderungen, die sich seit der Einführung des Klimabonus in Flensburg – einer Region, die zuvor keine kompatible Komplementärwährung kannte – gezeigt haben. Dabei wurden sowohl die internen Erfahrungen des operativen Teams als auch externe Perspektiven von verschiedenen Kooperationspartner*innen berücksichtigt und in einer umfassenden SWOT-Analyse dargestellt. Diese Analyse diente als Grundlage, um die Potenziale und Herausforderungen eines nachhaltigen Komplementärwährungsystems auf lokaler Ebene aufzeigen. 

 

RAMICS Members Meeting

  1. Die General Assembly konnte mit über 30 Teilnehmenden wie geplant stattfinden. 
  2. Es wurde beschlossen, aufgrund des geballten Aufwands rund um die Deadlines, von nun an auf den Newsletter zu verzichten und stattdessen die Blogbeiträge zu stärken. Bei jedem Blogbeitrag erhalten Abonnent*innen eine Benachrichtigung per Mail. 
  3. Die Mitgliederzahlen haben sich insbesondere durch die Konferenz im Rom gut entwickelt.
  4. Jerome Blanc berichtete uns von der finanziellen Lage der RAMICS und kam zu dem Fazit: nicht schlecht, aber fragil und sehr abhängig davon, ob ein Kongress stattfindet oder nicht. Die Kosten belaufen sich hauptsächlich auf die Kosten für die Website, das Bankkonto sowie für den Best Paper-Award. 
  5. Zum Thema CC-Literature Databank wurde vorgeschlagen, dass der Scope der Bibliographie auf Komplementärwährungen beschränkt werden sollte, die mindestens gewisse Einschränkungen bei der Konvertibilität haben (die Rücktauschgebührt von 5%, wie wir sie beim Klimabonus oder Chiemgauer kennen reicht ihm als Einschränkung aus). Bei dem Boom an Publikationen zu Komplementärwährungen werden wir ansonsten mit gegebenen Ressourcen wahrscheinlich nie unserem Ziel näherkommen, mit unserer Bibliographie nah am Scope zu landen. Aus dem Publikum kam ein Vorschlag, die Arbeit effizienter zu gestalten, indem eine KI für die Bibliographie verwendet wird. Man zeigte sich offen für diese Idee, allerdings bräuchte es dann etwas mehr Expertise im Team.
  6. Zum International Journal of Community Currency Research (IJCCR) berichtete Jens Martignoni über die Herausforderungen beim Journal, die mit folgenden Faktoren zusammenhängen: 
    1. Abhängigkeit von den RAMICS-Kongressen
    2. Verspäteter Fortschritt beim Thema Index
    3. Kosten
    4. Probleme mit der Plattform
    5. Option das Journal zu archivieren und ein neues zu starten
    6. Neuer Name
    7. Aktuelle Herausforderung zudem: die vielen guten, überzeugenden Paper, die nun eingereicht wurden, zu einem Status zu bringen, der sie auch in anderen Journals veröffentlichbar macht. 

Darüber hinaus haben wir erfahren, dass es nicht sehr viele ehrenamtlich verwaltete Open Source-Journals gibt, die wie das IJCCR 26 issues haben. Mehrere Mitglieder haben die Relevanz des Journals betont.

  1. Als nächstes gab es eine Abstimmung, um den freigewordenen Platz im Management Committee der RAMICS. Zur Wahl standen Gabriella Gimigliano und Marcus Petz. Gabriella gewann die Abstimmung. 
  2. Uns wurde der Vorschlag unterbreitet, dass die RAMICS-Konferenz 2026 in Rio/Brasilien/Lateinamerika stattfindet und sich sowohl an Akademiker*innen als auch an Praktiker*innen richtet. Dafür wurden bereits einige unterstützende lokale Institutionen vorgeschlagen. 
  3. Die Wahl einer neuen Präsidentin zögert sich noch etwas hinaus. 
  4. Es gibt 4 oder 5 Arbeitsgruppen, in denen zwischen den Konferenzen an konkreten Vorhaben gearbeitet wird. Die Listen wurden vor Ort ausgelegt. Es gibt die Möglichkeit auch nach der Konferenz Mitglied zu werden und sich zu beteiligen.