Armutskrise, Klimakrise, Finanzmarktkrise – (k)eine Systemkrise?

Drei Entwicklungen – ein Zusammenhang? Finanzmarktkrise, Klimawandel und wachsende Armut: Die drei großen Themen unserer Zeit offenbaren bei genauerer Betrachtung einen tief liegenden, systemischen Kontext. Jetzt ist Zeit zu handeln. Ein Essay von Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank.

Bankspiegel Schwerpunktthema, mit einem Beitrag von Prof. Dr. Margrit Kennedy.

Artikel im Original herunterladen (PDF Dokument, 239 kB): „Nur was dem Menschen dient ist Aufgabe der Wirtschaft“

 

Pressemitteilung der Stadt Fulda, Magistratspressestelle

Vortrag von Prof. Dr. Margrit Kennedy beim Fuldaer Zukunfts-Salon, 27.04.2009

Fulda (cp). Die Weltwirtschaftskrise kam für sie nicht überraschend und eine Lösung hat sie auch parat: „Stabilität durch Vielfalt“ heißt eines der Schlagworte von Prof. Dr. Margrit Kennedy. Tausch- und Regionalwährungen sollen das bestehende System ergänzen, so dass eine größere Nachhaltigkeit und Sicherheit für das wirtschaftlich-soziale Instrument Geld erreicht werde. Im Rahmen des „Fuldaer ZukunftsSalons“, der von der Stadt Fulda in Zusammenarbeit mit der Hochschule Fulda vorbereitet wurde, referierte die gelernte Architektin, Stadtplanerin und Ökonomin über das Thema „Geld regiert die Welt. Doch wer regiert das Geld? Wie Geld ohne Zinsen und Inflation als Tauschmittel uns allen dient“. Frank Tischer sorgte am Flügel für die musikalische Untermalung des Abends.

Systemfehler

Obwohl Geld die genialste Erfindung der Menschheit sei, wissen die wenigsten Menschen wie es funktioniere, leitete der Mitorganisator Dr. Peter Krahulec den Vortrag ein. Margrit Kennedy beschäftigt sich seit mittlerweile 27 Jahren mit dem Finanzsystem und steht für etwa 200 bis 300 Expertinnen und Experten in Europa, die an diesem Thema arbeiten. Sie betonte, dass die Wirtschaft momentan nicht nur in einer Krise stecke, sondern vielmehr das gesamte System fehlerhaft sei. Die 169 Währungs- und 96 Bankenkrisen, die zwischen 1970 und 1998 aufgetreten seien, zeigen sehr gut, dass das gegenwärtige System immer wieder Krisen verursache. „Solch unstabile Geldsysteme sind eine nicht zu unterschätzende Bedrohung des Friedens auf der Welt“, erläuterte Kennedy. Im Zuge dessen räumte sie mit Missver-ständnissen bezüglich der Zinsen auf. So bezahlen zum Beispiel 80 Prozent der Menschen mehr als doppelt so viel an Zinsen als sie einnehmen, während zehn Prozent von dieser sozialen Ungleichheit profitieren.

Folgen und Lösungsvorschläge

Die Folgen dieses „zerstörerischen“ Systems seien verheerend, machte die Ökonomin deutlich. So führe es unter anderem zu einer
zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung, einer unaufhaltsamen Geldentwertung und zu wachsender monetärer Instabilität. Als mögliche Lösungen nannte sie unter anderem Beispiele aus Schweden, Japan, Brasilien und der Schweiz, wo verschiedene Arten von Komplementärwährungen eingeführt worden sind. Trotz der unterschiedlichen Ansätze wurde bei allen auf den Zins verzichtet. Das japanische „Furei-Kippu-System“ gibt zum Beispiel Pflegetickets aus, durch die ältere Menschen mit Hilfeleistungen von jüngeren versorgt und diese dadurch wiederum „Stundengutschriften“ für den späteren Gebrauch als eine Art „Guthaben“ ansammeln können. Das „SABER-System“ in Brasilien setzt dagegen auf Bildungs-Gutscheine für Schüler, die sich damit Förderunterricht bei älteren Schülern „kaufen“ können. Für diese erhöht sich durch das Lehren nicht nur der Lerneffekt um das Vielfache, sie können die „Bildungswährung“ auch nutzen, um die Universitätsgebühren zu bezahlen. Kennedy hob hervor, dass solche Systeme nicht nur transparent und inflations-dämpfend, sondern auch gemeinschaftsfördernd seien. Denn Komplementärwährungen müssen ein Gewinn für alle, statt nur für zehn Prozent der Bevölkerung, sein. Niemand dürfe nach Ansicht der Ökonomin mehr draufzahlen.

Regionalwährungen

Das Geld müsse als Dienstleistung und nicht als Mittel der Bereicherung gesehen werden, fuhr Kennedy fort und nannte Regionalwährungen als einen weiteren vielversprechenden Lösungsansatz. Indem die Bürger einer Region in ortsansässigen Geschäften, mit der Regionalwährung zahlen, verbleiben die Überschüsse in der Region, die Transportwege werden verkürzt, neue finanzielle Liquidität wird geschaffen und die regionale Identität insgesamt gestärkt. Dadurch, dass derjenige, der dieses Geld hortet, im Laufe der Monate Geld verliert, wird das Geld schneller in Umlauf gebracht und somit die Wirtschaft der Region angekurbelt. Außerdem fließt ein gewisser Prozentsatz des Umsatzes an örtliche Vereine. Mittlerweile gibt es 50 solcher „Regionalwährungen“ bundesweit.

127/2009 pr/cp

Pressemitteilung im Original als PDF-Dokument herunterladen (101 kB).

Ursachen der Finanz- und Wirtschaftskrise: Tumorartige Selbstvermehrung der Geldvermögen.

Von Helmut Creutz

„Spekulationen richten keinen Schaden an, wenn sie nur Blasen auf einem ruhigen Strom von Unternehmertätigkeit sind.
Die Lage ist aber ernst, wenn die Unternehmertätigkeit zur Blase auf einem Strudel von Spekulationen wird.“
John Maynard Keynes

Über die Hintergründe unserer derzeitigen Banken- und Wirtschaftskrise, als Folge der Einbrüche auf den Finanzmärkten, wird fast genau so viel spekuliert, wie vorher an den Börsen dieser Welt. Als Ursache für diesen Einbruchwerden die fragwürdigen Immobilienkredite ebenso angeführt wie die mangelnden staatlichen Regulierungen, die falsche Geld- und Zinspolitik der Notenbanken oder auch die Gier der Menschen. Die tatsächlich auslösende Ursache würde jedoch bisher so gut wei nie angesprochen: Das seit Jahrzehnten andauernde Überwachstum der Geldvermögen!

Beitrag im Original lesen

 

Dieser Artikel ist Teil unseres neuen Grundkurses Geldreform. Schauen Sie mal rein!