Die meisten Menschen denken, dass Geld vom Staat gemacht wird bzw. von den Zentralbanken. Aber die Zentralbanken geben nur das Bargeld heraus, also ca. 10% des Geldes. Nur ein Bruchteil ist direkt staatlichen Ursprungs, nämlich das Münzgeld. Rund 90% der Geldmenge wird hingegen von Privatbanken durch Kreditvergabe geschöpft, die damit Geld verdienen. Um die Macht der Geldschöpfung wieder in staatliche Hoheit und unter demokratische Kontrolle zu bringen, werden von Reformbefürwortern im Wesentlichen drei Konzepte diskutiert: Das 100%-Geld Konzept (auch bekannt als Chicago-Plan oder Full Reserve Banking), das Vollgeld (Positive Money) und die Modern Monetary Theory (MMT).

 

1. Das 100%-Geld Irving Fishers bzw. der Chicago-Plan der Gruppe Chicagoer Ökonomen aus den 1930er-Jahren sieht für Geschäftsbanken bei der Refinanzierung ihres Kreditgeschäfts eine hundertprozentige Reservepflicht in Zentralbankgeld vor. Man spricht daher auch von Full Reserve Banking.

2. Das vornehmlich von Joseph Huber und James Robertson konzipierte Vollgeld (engl.: Positive Money) will das Buchgeld der Banken dem Bargeld gleichstellen: auch Buchgeld (Giralgeld) soll ausschließlich von der Zentralbank geschöpft werden. Um dabei die Gefahr einer inflationären, politischen Interessen untergeordneten Geldpolitik zu vermeiden, soll die Geldmengensteuerung Verfassungsrang erhalten und durch eine unabhängige Monetative kontrolliert werden, die gleichberechtigt neben Legislative, Exekutive und Judikative steht.

3. Die Vertreter der Modern Monetary Theory (MMT) verfolgen ähnliche Ziele, wollen dazu aber nicht die Zentralbanken, sondern die Position der Staaten stärken. Nach Auffassung der MMT seien Staaten in der legitimen Position, sich zur Erfüllung ihrer Aufgaben nötigenfalls unbegrenzt zu verschulden und auf diese Weise jederzeit eine Ausweitung der Geldmenge zu veranlassen. Auch um die Zinslasten zu bedienen, könne der Staat unbegrenzt neue Schulden aufnehmen.

Gemeinsam ist den verschiedenen Konzepten, dass sie die staatlichen Steuerungsfähigkeiten durch die Geldschöpfung erhöhen wollen. Die private Geldschöpfung sei de facto nicht kontrollierbar. Dadurch verlaufe sie prozyklisch und verursache (Vermögenspreis-)Inflation und Spekulationsblasen auf Finanzmärkten, die wiederum zu realwirtschaftlichen Schocks führen. Außerdem profitierten private Banken von der Kreditgeldschöpfung durch Gewinne, welche dem Staat zustehen sollten.

(nach Philipp Degens (2013): Alternative Geldkonzepte, MPIfG Discussion Paper 1/13, mit freundlicher Genehmigung des Autors)