Reformbemühungen, die auf die staatliche Ebene zielen, haben es meist schwer. Ihre Befürworter müssen jahre- oder gar jahrzehntelang Lobbyarbeit betreiben, Einfluss auf Politiker und Politikberater nehmen, fachlich fundierte und politisch überzeugende Konzepte erarbeiten. Wenn Reformen über die politische Ebene realisiert werden, haben sie aber oft eine sehr weitreichende Wirkung: Denn Gesetze gelten lange und für alle – und nicht nur für die, die sich individuell für ein anderes Verhalten entscheiden.

Unter anderen Helmutz Creutz hat einen Vorschlag für eine umfassende Steuerreform formuliert (1984). Statt Arbeit zu besteuern, wie es heute mit der Lohn- und Einkommensteuer der Fall ist, will Creutz vor allem den Umweltverbrauch besteuern: Energie, Ressourcen, Boden, Verkehr. Steuern heißen so, weil man mit ihnen natürlich auch die Dynamik des Gesellschaftslebens steuert. Würde Arbeit billiger und dafür Ressourcen- und Energieverbrauch teurer, so würde das gesellschaftliche System dahin tendieren, den Ressourcen- und Energieverbrauch zu minimieren, während Arbeitskräfte immer Arbeit finden dürften. Grundlegende Steuerreformen könnten sehr wirksam sein, sind aber nicht einfach umzusetzen, weil Menschen sich nicht leicht ändern und weil sie nicht gerne Vorteile abgeben. Trotz mächtiger Lobbyorganisationen kommen immer wieder Vorschläge, das Steuersystem zu reformieren, auch solche, die die Umverteilung von Arm zu Reich z.B. durch höhere Kapitalertragssteuern verringern wollen.

Immer wieder Thema: Die (Wieder-)Einführung einer Vermögenssteuer. Wer viel besitzt soll nicht nur Steuern auf das zahlen, was ihm zusätzlich zufließt (Einkommen), sondern auch auf das, was er besitzt. Um die Finanzmärkte zu beruhigen schlug der Wirtschaftswissenschaftler James Tobin eine Transaktionssteuer auf Devisengeschäfte vor. Die sogenannte „Tobin-Tax” war Gründungsanlass für Attac – die zwei T in „Attac” stehen für taxation des transactions financières: Transaktionssteuer auf Finanzgeschäfte. Würde es Steuern kosten, an den Börsen Geschäfte mit Währungen oder sogar Aktien zu machen, würde sich das hektische Geschäft beruhigen, weil jede Transaktion mindestens ihre Steuer abwerfen muss. Und es würden zusätzliche Steuereinnahmen aus Spekulationsgeschäften erzielt.

Eine Regulierung des Bankgeschäfts wurde seit Beginn der Finanzkrise 2007/2008 intensiver diskutiert. Man könnte ein Trennbankensystem einführen, bei dem es Banken verboten ist, Kunden- und Kreditgeschäfte (Geschäftsbanken) mit dem risikoreicheren Investmentbanking zu verbinden. Denkbar wäre auch eine Begrenzung der Größe von Banken, so dass Banken Geschäftsbereiche ausgliedern oder verkaufen müßten, wenn sie zu groß werden. Dahinter steht die Überlegung: Wenn kleinere Banken in Schwierigkeiten kommen sind auch die Probleme kleiner, die dadurch entstehen. Heute sind viele Banken „to big to fail“, also zu groß um abgewickelt werden zu können. Ihre schiere Größe zwingt die Staaten dazu, ihr Überleben zu sichern. Banken sollten aber, genau wie andere Unternehmen auch insolvent gehen können, ohne ein Risiko, dass bei einer Bankeninsolvenz eine ganze Volkswirtschaft zahlungsunfähig wird, weil der Zahlungsverkehr zusammenbricht. Eine Regulierung des Bankenbereichs könnte auch dazu führen, Banken Leerverkäufe oder den Verkauf von Kreditausfallversicherungen zu verbieten oder den Eigenkapitalanteil zu erhöhen.

Dass Eigentum zu sozialen Spannungen führen kann, hat nicht zuletzt Karl Marx mit seinen Überlegungen zum „Kapital“ in die Diskussion gebracht. Kritik an der Eigentumsordnung kommt immer wieder auf. Die Wirtschaftswissenschaftler Gunnar Heinsohn und Otto Steiger leiten die Entstehung von Geld von der Verfügbarkeit von Eigentum ab. Geld und seine Funktionsweise wären demnach stark von der Idee des Privateigentums geprägt. Eine besondere Form des Eigentums ist Grund und Boden, denn dieses läßt sich nicht vermehren. Während andere Waren hergestellt und so vermehrt werden können, trifft dies auf Grund und Boden nur in sehr begrenztem Maße zu (z.B. durch Landgewinnung an der Küste). Das Privateigentum an Grund und Boden wird daher schon seit Jahrzehnten immer wieder durch Reformvorschläge infrage gestellt. Der wohl häufigste bodenreformerische Gedanke ist, Boden nicht als Privateigentum anzusehen, sondern als Gemeinschaftseigentum aller Menschen. Wer Boden nutzen will, pachtet ihn von der Gemeinschaft. Hier schlagen die Ideen den Bogen zum Allmende-Gedanken, für den Elinor Ostrom 2009 den Wirtschaftsnobelpreis bekam und der im deutschsprachigen Raum beispielsweise von Silke Helfrich unter dem Stichwort der Commons und des Commoning propagiert wird.